Dienstag, 13. September 2016

Zurück in Deutschland

Insgesamt gefahrene Kilometer: 37500 km

Von Paraguay aus machten wir noch einen Ausflug nach Brasilien zu den Iguazu Wasserfällen. Wir fuhren mit dem Bus zur Ciudad del Este und liefen die letzten Meter über die Grenze. Über ein paar Ecken konnten wir dort umsonst in einem privaten Hostel für Fahrradreisende übernachten. Mit uns waren dort noch zwei Belgier, die von Feuerland bis Alaska in 3 Jahren mit dem Fahrrad fahren wollen. Sie sind schon 10 000 Kilometer gefahren und haben uns einen Film über ihre bisherige Reise gezeigt. Wirklich beeindruckend!!!

Nach dem Tagesausflug zu den gigantischen Iguazu Wasserfällen fuhren wir über Nacht zurück nach Paraguay und regelten dort die letzten Papiere für den Alfonso Verkauf. Für ihn geht es jetzt mit einem Paar unseres Alters aus Österreich den ganzen Weg nach Kanada bzw. Alaska zurück. Wir drücken den dreien die Daumen, dass alles problemlos klappt, doch der Abschied von unserem treuen Weggefährten fiel uns ziemlich schwer.

Helen machte sich also auf den Weg in die USA, wo sie noch 3 Wochen mit Hannah & Papa durch die Nationalparks cruiste. Für Flo blieb als letzte Herausforderung und Abenteuer noch Lanas Transport von Paraguay nach Deutschland. Den Flug für sie hatten wir bereits gebucht, jedoch mussten wir sie noch von Paraguay nach Buenos Aires bekommen und die Ausreisepapiere bei den Behörden fertig machen.
Da wir Alfonso in Paraguay für die Käufer abstellten, musste Flo mit dem Bus weiter fahren, was sich als gar nicht so einfach herausstellte, da Hunde offiziell nicht in Langstreckenbussen mitfahren dürfen.Nach Abklappern mehrerer Busbahnhöfe und einigen Schwätzchen mit Busfahrern fand er jedoch einen Bus, bei dem Lana in ihrem Käfig die 19 Stunden Busfahrt auf dem Sitz neben ihm mitfahren durfte. (Die Frau am Schalter wurde schwach als sie Lana sah und organisierte uns den Platz in einem fast leeren Bus.) Lana nahm das sehr gechillt hin und schlief fast die ganze Fahrt über. Nur die letzte halbe Stunde fing sie leise an zu fiepen, da wohl die Blase langsam zu drücken begann.

Nun blieb Flo noch eine Woche in der Hauptstadt Argentiniens, in der er die Ausreisedokumente für Lana fertig stellte und mit seinem Couchsurfer die Stadt erkundete.
Auch der lange Flug nach Deutschland schien Lana nicht sonderlich zu beeindrucken. Als Flo sie am Gepäckband empfing lag sie mit verschlafenen Augen und wedelndem Schwanz in ihrem Käfig und streckte sich erst einmal ausgiebig als er die Tür öffnete. Das martinische Begrüßungskomitee übernahm den letzten Teil der Reise vom Frankfurter Flughafen bis zum heimischen Garten an der Pfinz. Inzwischen hat Lana auch noch ihre Großeltern mütterlicherseits kennengelernt und fühlt sich pudelwohl im sommerlichen Deutschland.

Während Flo & Lana sich schon einlebten war Helen noch ein paar Tage unterwegs. Die 3 Wochen mit Hannah & Papa waren ein gemütlicher und luxeriöser Übergang zur Rückkehr nach Deutschland. Die Strecke war ähnlich wie am Anfang unserer gemeinsamen Reise, jedoch mit einem super luxus Camper, edlerem Essen und auch ein paar neuen, beeindruckenden Nationalparks wie der Natrual Bridges Park, der Antelope Canyon im Navajo Reservat und das North Rim des Grand Canyon.

Inzwischen sind wir beide wieder in der Heimat angekommen und genießen die Wiedersehen mit Familie und Freunden. Nach einem Monat Schonfrist, geht es für uns im Oktober mit dem Master in Mainz (Helen) bzw. Darmstadt (Flo) los. Die Wohnungssuche nach einem kleinen, hundefreundlichen Heim zwischen den beiden Städten ist in vollem Gange und wir freuen uns auf das Abenteuer das uns nun bevorsteht.

Nun ist unsere Reise vorbei und wir möchten uns in diesem letzten Blogeintrag bei allen fleißigen Lesern bedanken.
Wer für eine Bildershow mal vorbeikommen will ist herzlich eingeladen.

Euer Flo, Helen und Lana

Samstag, 6. August 2016

Bolivien bis Paraguay



Gefahrene Kilometer: 36500km

Unser erster Eindruck von Bolivien war schon mal nicht schlecht: wir fanden einen netten Mechaniker der uns Alfonso wieder fit machte, fanden einen kleinen Laden wo wir für weniger als 1 € Fleisch & Gemüse für mehrere Tage kaufen konnten und die Autobahn war auch richtig gut.

Auf den zweiten Blick gab's dann aber doch etwas zu meckern. In Bolivien dürfen ausländische Autos nicht tanken. Bzw  wird das Benzin vom Staat subventioniert, weshalb die Tankstellen es an Ausländer nicht zum normalen Preis verkaufen dürfen. Es gibt jedoch auch keine einheitliche Regelung, wie viel wir zahlen müssen, also war es manchmal das Doppelte, manchmal sogar noch mehr. Doch der Schwarzmarkt boomt, also tankten wir nur 1 Mal an einer tatsächlichen Tankstelle. Die zweite Herausforderung waren die Straßen außerhalb der Hauptstraße, vor allem in La Paz. La Paz liegt in einem riesigen Kessel umgeben von einem wunderschönen Bergpanorama auf über 3400m. In den Kessel hinein kamen wir mit Alfonso ohne Probleme, nur die steilen Serpentinenstraßen zurück waren eine Herausforderung. Also starteten wir mehrere Versuche und fanden am Ende schließlich eine Straße die wir mit viel Schwung und Schieben hochkamen. Wobei Helen feststellen musste, dass ihr Höhentraining noch Ausbaufähig ist – 3 Tonnen auf 3400m einen Berg hoch schieben ist anstrengender als gedacht. Der dritte und auch letzte Meckerpunkt sind dann die bolivianischen Polizisten. Denn hier, kurz vor Ende der Reise mussten wir unsere erste Verkehrsstrafe zahlen für Falschparken. Für 7 € machte der Polizist die Wegfahrsperre wieder ab und wir konnten weiterdüsen.

Kurz hinter La Paz trafen wir an einer Tankstelle einen netten Mann, der uns anbot Benzin zu verkaufen. Wir fuhren zu seiner Wohnung und er tankte uns Alfonso voll und füllte noch ein paar PET Flaschen mit Benzin als Wegproviant. Währenddessen setzten sich seine 5 Kinder zu Helen in Alfonso, erzählten von der Schule und waren total begeistert von ihrer Kamera. Sie wollten die ganze Zeit Fotos und Videos machen und tanzten und hüpften vor der Kamera rum.
Weiter ging es nach Uyuni, um dort eine Tour durch die Salzwüste zu machen. Wir buchten eine 3-Tages Tour die zuerst durch die Salzwüste ging, dann durch einen Nationalpark mit Lagunen in denen sich die Flamingos tummelten und am letzten Tag zu Geysiren und Thermalbädern.  Leider durfte Lana nicht mit, doch die Frau, bei der wir buchten, bot an auf sie aufzupassen.

Gemeinsam mit 2 Franzosen und 2 Belgierinnen starteten wir also in die Wüste. Jonny, unser Fahrer, brachte uns zuerst zu einem Eisenbahnfriedhof, dort fuhr früher eine Bahn wegen der Mienen in der Umgebung, inzwischen werden die Gleise aber nur noch genutzt um alte, ausgediente Locks aus dem ganzen Land dort hinzubringen, und abzustellen wo sie langsam vollends zerfallen.  Danach gab es Mittagessen in einem Haus, das komplett aus Salz gebaut ist. Generell wird in der Gegend oft Salz anstatt Lehm oder Ziegel für den Häuserbau verwendet. Und damit sich die Häuser bei Regen nicht auflösen stehen die Dächer an allen Seiten großzügig über um die Hauswände vor Wind und Wetter zu schützen. Selbst Tische, Stühle und Betten sind aus Salzklötzen gebaut. Nach dem Essen fuhren wir quer über die Wüste, schossen an einer guten Stelle ein paar verrückte Fotos und gingen anschließend zu einer Kaktusinsel in der Salzwüste. Als wir abends in unserer Unterkunft ankamen, natürlich auch komplett aus Salz, tranken wir einen warmen Tee und gingen bald ins Bett. Denn nachts wird es dort richtig kalt (teilweise -13 Grad).
Den zweiten Tag verbrachten wir in dem Nationalpark. Wir fuhren zu zahlreichen, verschiedenfarbigen Lagunen, Vulkan Aussichtspunkten und sahen Tiere wie Flamingos, eine Art Hasen-Eichhörnchen-Mischung, die sogar aus der Hand fraßen, Vicunas, einen Vogelstrauß (Suri) und einen Fuchs. Die Landschaft war atemberaubend! Da wir bis auf 4700m kamen kauten wir einiges an Coca, wobei Helen es immer noch ziemlich ekelhaft findet, doch es half und wir bekamen kein Kopfweh.
Am 3. Tag standen wir um 5 Uhr auf um den Sonnenaufgang bei den Geysiren zu sehen. Auf dem Weg war jedoch ein Jeep mit einer Panne liegengeblieben. Flo & Jonny stiegen aus um zu Helfen und die Insassen des Jeeps kamen zu uns ins Auto um sich aufzuwärmen. Wir schafften es also nicht ganz zum Sonnenaufgang, kamen dafür aber nach den ganzen anderen Touristen an, was auch was Gutes hatte. Die Geysire waren beeindruckend! Erst eine riesige Dampffontäne die aus dem Boden schoss und etwas weiter hinten lauter Schlammlöcher die blubberten und dampften. Flo fühlte sich wie auf einem riesigen Spielplatz und machte sich einen Spaß daraus, kleine dampfende Löcher mit Schlamm zuzustopfen um zu warten, bis der Druck den Schlamm wieder hochspritzte. Zum Abschluss fuhren wir zu einem natürlichen Thermalbad. Es kostete zwar einiges an Überwindung sich bei der Kälte bis auf den Bikini auszuziehen, aber das 40 Grad warme Wasser entschädigte das. Es war richtig schön in dem dampfenden Wasser zu sitzen, bei unter 0 Grad Außentemperatur, umgeben von Bergen und Seen.

Zurück in Uyuni bekamen wir Lana wohl erhalten wieder zurück und aßen zum Abschluss mit den 2 Belgierinnen noch ein Lama-Steak, das wir uns auf dem Markt besorgt hatten und in Alfonso zubereiteten.
Da unsere Zeit nun langsam knapp wird, wollten wir über Argentinien bald nach Paraguay um dort noch etwas Zeit in Flos ehemaligem FSJ Projekt verbringen zu können. Auf dem Weg nach Argentinien nutzen wir nochmal die recht günstigen Mechaniker Boliviens, erneuerten die Vorderbremsen und richteten die Räder neu aus und schon bald ging es über die Grenze. Diesmal war die Grenze etwas zeitaufwändiger, da die Argentinier die Autos aus Bolivien gründlich durchcheckten und auf Drogen untersuchten. Es lief aber alles problemlos und, auch wenn es leider nur kurz war, hat uns Bolivien richtig gut gefallen.

In Argentinien hatten wir hauptsächlich vor Lana den Mikrochip für die Einwanderung nach Deutschland einzupflanzen, das berühmte Dulce de Leche zu probieren und leckeren Wein zu kaufen. In der ersten Stadt mussten wir dann jedoch gleich länger bleiben als geplant, da es in Argentinien eine Pflichtversicherung für Autos gibt. Die Suche nach einer Versicherung beanspruchte dann einen ganzen Tag, da in der Stadt das Internet ausgefallen war. In 3 Tagen hatten wir alles in Argentinien erledigt und uns nicht die Zeit genommen viel mehr anzuschauen. Doch auch so sieht man schon ziemlich schnell, dass das Land um Einiges reicher ist als Bolivien oder Peru. Der Norden Argentiniens hat jedoch nicht besonders viel zu bieten, da er wie auch der Norden Paraguays hauptsächlich aus Steppe besteht. Wir fuhren also 600km auf einer endlos geraden Straße ohne eine einzige Kurve 10 Stunden durch den Chaco bis wir an die Grenze nach Paraguay kamen. Aus Argentinien verabschiedete uns die wohl freundlichste und gut gelaunteste Grenzbeamtin der Welt. In Paraguay war Flo direkt wieder zuhause bei dem witzigen Sing-Sang Dialekt und den gemütlichen Menschen die den ganzen Tag an ihrem Terere (ähnlich wie Mate) nuckeln.

Generell ist Paraguay für Touristen kaum erschlossen, da es auch einfach nicht viel zu sehen gibt. In Asuncion gibt es einen Platz um den sich ein paar Kunsthandwerker versammelt haben, jedoch nicht zu vergleichen mit den gigantischen Märkten in Peru, Bolivien, Ecuador. Sehenswert in der Hauptstadt ist der Regierungspalast. Ein, für eine Regierung eher kleiner, rosafarbener Palast hinter und neben dem sich viele arme Menschen in Wellblechhütten angesiedelt haben und ein kleines Slum entstanden ist. Das spiegelt die extreme Schere zwischen Arm und Reich in dem Land ziemlich passend wieder. Wir schlenderten über einen großen Markt, in dessen Gewusel man sich nur verirren kann und fuhren anschließend zu Flos ehemaligem Projekt.
Auf dem Weg zu Lisa & Uli, seinen deutschen Gasteltern, hielten wir direkt ein paar Mal an der Straße um alte Freunde von ihm zu Begrüßen. Die Familien leben in kleinen Hütten am Straßenrand in der Nähe eines alten Steinbruchs. Flos Projekt umfasste damals verschiedene Aufgaben: Morgens brachte er mit dem aus Spenden finanzierten Schulbus die Kinder zur Schule und holte sie Mittags wieder ab. Mit den Frauen aus dem Projekt machte er verschiedene Kurse (Computer, nachhaltige Landwirtschaft etc.) die alle zum Ziel haben sollten, dass die Frauen mehr Selbstbewusstsein bekommen, sich von ihren Männern nicht unterdrücken lassen und irgendwann selbstständig Geld verdienen können. Außerdem half er seinen Gasteltern auf deren kleinem Bauernhof. Nachdem wir ein paar der Frauen in ihren Häusern überrascht hatten fuhren wir weiter zu Lisa & Uli. Dort wurden wir direkt von einer Hundeschaar empfangen (7 Stück, wovon einer unseren frisch gebackenen Erdbeerkuchen verputzt hat ;-) ) und überraschten die Family, denn Lisa wusste zwar, dass wir irgendwann kommen wollten aber nicht wann. Wir tranken also einen Begrüßungs-Terere, übergaben die Mitbringsel und quatschten.
Wir fühlten uns direkt wir im Urlaub! Das Wetter war endlich wieder angenehm warm, die Gegend ist wunderschön und das Grundstück von Lisa & Uli ein Traum!!! Wir entspannten in der Sonne, halfen beim Mauern eines neuen Hühnerstalls, halfen in der Küche und was so anfiel. Nebenher suchten wir neue Begleiter für Alfonso, den müssen wir bis Ende August nämlich verkaufen. Interessenten sind schon da, aber noch steht nichts Endgültiges fest. Zwischendurch besuchten wir alle möglichen Freunde von Flo, kochten gemeinsam, quatschten und tranken Terere oder Caipirinha.

In einer Woche trennen sich dann schon unsere Wege, denn Helen geht mit Papa & Hannah nochmal 3 Wochen in die USA durch die Nationalparks und Flo fliegt Ende August aus Buenos Aires zurück in die Heimat. Wir hatten ein wundervolles, erlebnisreiches, gemeinsames Jahr. Sind beide immer noch überrascht, wie gut das Zusammenleben auf so engem Raum für so lange Zeit funktioniert hat und wollen die Erfahrungen und Freunde die wir unterwegs gesammelt haben nicht mehr missen!!!