Sonntag, 24. Januar 2016

A lo cubano



Vom 8. bis zum 20. Januar gönnten wir uns einen Urlaub auf Kuba. Da wir mit dem Flugzeug reisten ließen wir Lisa & Alfonso also in Cancun und reisten 12 Tage mit Rucksack und Zelt über die Insel.
Beim Boarding in Cancun (wir waren die Letzten) merkten wir, dass wir noch überhaupt kein Visum hatten für Kuba. Wir hatten Glück und konnten recht einfach das Visum direkt vor dem Flieger kaufen & ausfüllen…also rannte Flo noch schnell zu einem Geldautomaten, denn Bargeld hatten wir natürlich auch keins mehr. Es klappte also alles wunderbar, jedoch kam der Flieger dadurch erst 5 Minuten nach Plan los. In Havanna angekommen fuhren wir mit dem Taxi in die Altstadt und trafen uns dort mit Janeks Eltern.

Die ersten Tage mit den Bechtels

Angekommen in der Casa erfuhren wir, dass wir die ersten 2 Nächte bei den Bechtels im Zimmer übernachten dürfen. Wirklich perfekt, denn wir hatten noch keinen Plan wo wir übernachten werden, und die Freunde die wir eigentlich treffen wollten, hatten wir bis dahin noch nicht erreicht. Wir bummelten noch etwas durch die Stadt, ließen den Charme der zerfallenen Häuser, Salsamusik und vollen Bars auf uns wirken und aßen abends gemeinsam mit Bechtels ein leckeres Essen in der Casa (Hühnchen, Kochbananen, Süßkartoffeln, Reis, Linsensuppe).

Am nächsten Tag wachten wir mit der Sonne auf und genossen den Sonnenaufgang von der Dachterrasse der Casa. Nach dem Frühstück gingen wir alle gemeinsam in die Altstadt und suchten uns ein Oldtimer Taxi (Flo handelte für uns den Preis von 50 auf 40€ runter, was für den Rest der Bande sehr witzig anzuschauen war – klein Flo, der doch vor ein paar Jahren noch im Kindergarten war, steht jetzt da in einer Meute Kubaner und versucht den besten Preis rauszuholen). Mit dem Taxi fuhren wir nach Cojima, ein kleines Fischerdorf in dem sich die Stammkneipe Hemingways befindet. Dort stiegen wir bei einer alten Burg an der Küste aus und wurden von 2 Kubanern mit Salsa Musik empfangen. Bettina & Flo legten direkt los und tanzten Salsa vor der malerischen Kulisse. Danach tanzten Bettina & Peter noch ein bisschen und anschließend übernahm Flo die Gitarre und spielte sein beliebtes "Maradona" Lied. Wir schlenderten durch das Dorf, lernten einen kubanischen Dichter kennen, der Bettina direkt ein Liebesgedicht verfasste (Victor wohnt eig. in Havanna, doch sein Haus ist eingestürzt, und bis er vom Staat ein neues zugewiesen bekommt ist er in diesem Dorf) und tranken Pina Colada.  Auf dem Rückweg fuhren wir noch am Haus von Che Guevara vorbei, von wo man eine  super Aussicht über die Altstadt hat. Zurück in der Altstadt bummelten wir durch das Zentrum und schauten in die Lädchen der Einkaufstraße, die alle nicht mit dem, was man sonst kennt zu vergleichen sind (meist ist nur das Rum Regal prall gefüllt und alles andere nur sehr vereinzelt in den ausgesuchten Regalen zu finden). Wir schlenderten durch die Altstadt zurück zur Casa und gingen abends mit Bechtels in einem sehr schicken, und dafür preiswerten Restaurant, essen. Das Essen war super lecker und dazu spielte eine wirklich gute Band von Beatles über Salsa zu kubanischen Rhythmen. Für ein Lied kam sogar der Koch raus und sang in vollem Tenor eine italienische Schnulze. Wir schlossen den Abend mit einer Zigarre, Schokolade und Rum (a lo cubano) auf der Dachterrasse ab und hatten einen wirklich tollen Tag.

Unsere Reiseroute & Übernachtungsgelegenheiten
Nach zwei Tagen in Havanna fuhren wir mit Bus und Camión nach "Boca de Canasí", ein kleines Fischerdorf in einer Bucht an der Nordküste. Dort gibt es eine Meeresenge in der das Wasser nur hüfthoch ist. Wenn man diese überquert kommt man wohl zu einem wunderschönen, einsamen Strand wo Michi & Lea, Freunde aus Deutschland die wir dort überraschen wollten, zelteten. Da wir in dem Dorf erfuhren, dass die beiden jedoch vor zwei Stunden abgereist waren und zudem eine dicke Regenfront in der Ferne zu sehen war, beschlossen wir im Dorf auf einer Wiese zu zelten und nicht noch durchs Wasser zu waten. Sobald das Zelt aufgebaut war fing es auch schon an zu regnen. Wir setzten uns also ins trockene, spielten Bohnanza, aßen unsere Brote, tranken Tetrapack-Rum mit Cola und nahmen etwas später eine Dusche im Regen.
Da das Wetter am nächsten Tag immer noch nicht zum Baden einlud, gingen wir nicht durch das Wasser sondern gegen Nachmittag zurück nach "Santa Cruz del Norte". Dort lernten wir Jorge kennen, der uns zum Abendessen einlud und im Haus seines Onkels ein Bett zur Verfügung stellte. Letztendlich blieben wir dort zwei Nächte, bekamen super leckeres Essen, führten interessante Gespräche über Politik und das Leben in Kuba und unternahmen einen Ausflug mit dem Zug – ein Abenteuer für sich.
Nach dem vergeblichen Besuch die Havanna Club Rum Fabrik zu besichtigen fuhren wir nach Matanzas, schlenderten dort durch die Straßen und nahmen am Nachmittag wieder einen Zug in Richtung Havanna. Als es zu dämmern begann stiegen wir an der nächsten Haltestelle aus und trafen dort ein baptistisches Ehepaar, die uns den Tipp gaben auf dem Dorfplatz unser Zelt aufzuschlagen. Am Ende luden sie uns noch zu sich nach Hause ein, wo wir wieder sehr interessante Gespräche führten und obendrein noch ein Abendessen bekamen – wieder sehr lecker! Die Kubaner können wirklich kochen.
Am nächsten Morgen fuhren wir weiter nach Havanna um dort schließlich Michi & Lea zu treffen. Die beiden kamen dort bei Hanno unter, ein Freund von Lea der in Havanna studiert. Wir verbrachten den Vormittag mit zwei kubanischen Musikern am "Prado" und sangen abwechselnd unsere und ihre Lieder. Abends gingen wir mit Michi, Lea und den restlichen Deutschen Cocktails trinken und an den "Malecon", die Strandpromenade. Übernachten konnten wir bei Hanno in der Casa.
Den Tag darauf, inzwischen schon der 15.01., verabschiedeten wir Lea die schon früher wieder zurückfliegen musste und reisten von nun an mit Michi in den Westen Kubas.
Die erste Station war Artemisa, eine der reichsten Städte Kubas, dank finanzieller Unterstützung von Brasilien. Da es als wir ankamen in Strömen regnete fragte Flo in einer Baustelle, ob wir nicht dort auf dem Boden übernachten können, da wir bei dem Wetter nicht zelten können. Es stellte sich heraus, dass aus der Baustelle ein Hotel entstehen sollte und wir bekamen ein Zimmer, mit Schlüssel wo wir unsere Isomatten auslegen durften und dort schlafen konnten. Wir aßen noch eine leckere Pizza für 10 CUP (40 ct), einen Eisbecher (5 Kugeln für 3 CUP = 12 ct), kauften eine Flasche Rum und unterhielten uns etwas mit den Bauarbeitern. Nach ein paar Runden Bohnanza und etwas Cuba Libre machten wir es uns im Trockenen bequem.
Am Tag darauf zogen wir weiter nach Pinar del Rio und weiter nach Manuel Lazo, ein kleines Dorf in welchem an diesem Abend ein Straßenfest gefeiert wurde. Dort angekommen war es schon recht dunkel und wir fragen einen Jungen, wo wir denn in der Gegend gut zelten können – das Wetter war inzwischen wieder besser. Er lud uns ein direkt bei ihm auf der Terrasse zu zelten und verbrachte den Rest des Abends mit uns, zeigte uns das Dorffest, die Essenstände, Fahrgeräte & Disco und stellte uns all seinen Freunden vor. Sein Vater ist der CDR des Dorfes (ein von der Regierung Beauftragter, der schaut, dass im Dorf alles mit rechten Dingen zugeht) und sein Onkel ein Polizist. Im Gegensatz zu unseren bisherigen Bekanntschaften waren die beiden von Regierung und Sozialismus überzeugt. Wieder hatten wir sehr interessante Gespräche, leckeres Essen, viel Spaß beim Tanzen, Flo und Michi auch beim Schiffschaukel fahren…auf einem Fahrgestell das sehr abenteuerlich aussah.
Am nächsten Morgen standen wir früh auf um mit dem Arbeiterbus nach Maria la Gorda zu fahren.
Wir schauten uns den schönen Strand und das Hotel an, mieteten uns Fahrräder (1 Tandem & 1 normales) und fuhren am Strand entlang. Ein paar Stunden legten wir uns ans Meer uns, genossen die Sonne. Da uns nur noch zwei Tage bis zum Rückflug blieben, machten wir uns früh morgens auf den Weg Richtung Havanna. Mit Bus und Camion fuhren wir über Sandino, Pinar del Rio, Vinales, la Palma nach Playa Mulata. Kurz vor der Endstation wurden wir ein letztes Mal von einem Kubaner zum Kaffee eingeladen. Nach einem Kaffeetratsch im Schaukelstuhl auf der Veranda zogen wir zur Küste um dort unser Zelt auf einer Kuhweide aufzuschlagen.
Den letzten Teil der Strecke legten wir mit Bussen und auf der Ladefläche eines LKWs zurück. Ein letztes Mal schlenderten wir durch die Altstadt, gingen auf einen Kunsthandwerkmarkt und übernachteten schließlich bei einer Freundin von Michi.

Unsere Transportmittel
Wawa = Bus der Einheimischen: Man fährt damit für 1 – 3 Peso, je nach Strecke (1 Peso = 4 ct)
Camión: Ein meist von Privatleuten gefahrener kleiner LKW, der mit Holzbänken im Ladebereich ausgestattet ist. Kostet meist 10 Peso.
Zug: Ein Abenteuer für sich: Die Türen sind teilweise bei der Fahrt offen, es wackelt immer wieder stark nach links und rechts, wenn die Schienen nass sind, drehen auch manchmal die Räder durch. Wenn man von einem ins andere Abteil will, muss man bei ruckeliger Fahrt ca. den ½ Meter Abstand zwischen den Wagons überqueren – man sollte schwindelfrei sein, dafür kostet die Fahrt nur etwa 2 Peso.
Oldtimer Taxi: hauptsächlich für Touristen, recht teuer aber auf jeden Fall ein Spaß.
Máquina = eig. ein Taxi, das jedoch privat betrieben wird und 24 Stunden am Stück, mit wechselnden Fahrern immer die gleiche Route fährt. Man stellt sich an die Straße, zeigt per Handzeichen in welche Richtung man will und kommt für 10 Peso ans Ziel.
Fahrradtaxi = für innerstädtische Distanzen ganz nett, wenn man nichtmehr laufen kann oder will.
Trampen: funktioniert sehr gut und wird auch häufig genutzt. Man stellt sich einfach an die Straße und winkt mit einem Geldschein (1-10 Peso).

Generell sind fast alle Transportmittel in Kuba sehr alt (oft aus den 50ern) und deshalb mehrfach geflickt und repariert. Boden und Seitenwände der Busse und Camiones sind teilweise durchgerostet und löchrig oder wurden aus vielen kleinen Metallplatten neu zusammengeschweißt. Zeit für Pannen sollten also einberechnet werden.


Infos über Kuba
(Die folgenden Daten haben wir aus Gesprächen mit Einheimischen erfahren, können die Richtigkeit also nicht garantieren)

Gesetze / Politik:
-Einheimische dürfen offiziell nicht mit Touristen reden (wenn man dagegen verstößt muss man beim 1. Mal eine Strafe zahlen, beim 2. Mal kommt man ins Gefängnis).

-Es ist verboten in der Öffentlichkeit Pro-Amerika zu sein und wird auch mit Geldstrafe oder sogar Gefängnis bestraft.
-Eine Kuh zu schlachten wird fast so hart bestraft wie Mord ( 25 Jahre Gefängnis) – alle Kühe in Kuba sind Staatseigentum und wenn ein Bauer Kühe hat, dann hat er sie sozusagen vom Staat geliehen und darf deshalb nicht über deren Leben bestimmen. Grund dafür: Milch ist Mangelware auf Kuba und zudem sind Ochsen wichtige Nutztiere für die Landarbeit.
Problem: der Bevölkerung sind diese durchaus plausiblen Gründe nicht bekannt und sie müssen es einfach als "es la ley" akzeptieren.

-In jedem Dorf bzw. Bezirk gibt es einen "Präsident", den CDR – er ist dafür verantwortlich dass im Dorf alles mit rechten Dingen zugeht. Zudem gibt es überall verteilt, vom Staat angestellte Spitzel. Man weiß jedoch nicht, wer das ist. Sobald ein kritisches Thema diskutiert wird, wird deshalb oft leiser gesprochen und die Tür zugemacht. Viele Kubaner die wir getroffen haben sind sehr unzufrieden mit der Regierung und hoffen auf eine Veränderung durch die Amerikaner.

-Wo man hinschaut sind Sozialismus Parolen gut sichtbar angebracht (z.B. Socialismo o muerte = Sozialismus oder Tod) und sehr oft schaut einen das bekannte Portrait Che Guevaras an.

Lohn / Preise:
Auf Kuba existieren zwei Währungen, eine für Touristen und eine für Einheimische (CUC und CUP, 1 CUC = 25 CUP) 1 € entspricht etwa 1 CUC.
Der Lohn den der Staat zahlt reicht nicht aus zum Überleben. Der Durchschnittslohn liegt bei 250 – 400 CUP pro Monat (=10 – 16€), allerdings kann man davon, trotz Libretta, nicht genügend Essen für einen Monat kaufen. Selbst mit nur Bohnen & Reis wird es schwer. Fleisch, Gemüse und Obst sind sehr teuer.
Auf dem Dorf helfen die Leute sich gegenseitig und so gibt es keine wirkliche Armut in Kuba (niemand muss hungern). Zudem wird viel auf der Arbeit geklaut: auf dem Bau Zement & weitere Baustoffe, beim Bäcker Butter, Zucker oder Mehl, im Büro Papier und Stifte die man dann tauschen oder weiterverkaufen kann.
Funny Fact: Brot und Backwaren schmecken bei den staatlichen Bäckereien jedes Mal anders, da meist von mindestens einer Zutat zu wenig da ist: Croissants sind etwas trocken, da Butter sehr wertvoll ist und daher gerne abgezwackt wird. Auch gibt es zwei Streichholzfabriken in Kuba, in der im Osten werden wertvolle Zutaten oft gestohlen, weshalb die Streichhölzer dieser Fabrik nur mangelhaft funktionieren.

Ein Stück Pizza kostet zw. 6 – 10 CUP
Ein Butterbrot 2 CUP, mit Käse 3 CUP
1 Kilo Spaghetti kostet 30 CUP die Dose Tomaten nochmals 30 CUP
Havanna Club Rum 1 Jahr alt kostet 95 CUP, eine Dose kubanische Cola kostet 10 CUP.
Man bekommt 1 Hefe-Brötchen für 1 CUP.
Die Busfahrt mit lokalen Bussen kostet je nach Strecke 1 – 3 CUP (< 40km, 40-70km, > 70km)
Zugfahrt für Einheimische 2 CUP , für Touristen 2 CUC (=50 CUP)
Camiones (von privaten Anbietern umgebaute LKWs mit Holzbänken, erinnert an Tiertransport) kosten meist 10 CUP.
Oldtimer Taxi Tour für einen halben Tag 50 CUC.
Übernachtung in einer Casa 20 – 30 CUC pro Zimmer.

Ein Arzt verdient 2000 CUP (=80€) ein Ingenieur 3000 CUP (=120€) pro Monat.
Ein Fahrradtaxi Fahrer verdient ca. 4000 CUP (=160€) pro Monat, davon muss er knapp 3 € für die Lizenz an den Staat abgeben.
Die Rente liegt bei 200 – 300 CUP (8 – 12€).
Jorge verdient in dem Casa in dem er arbeitet 5 CUC am Tag, meint jedoch, dass er für Essen zwischen 3 – 8 CUC pro Tag ausgibt. Mit Schweinefleisch und frischem Gemüse kommt man aber auch manchmal auf 18 CUC für ein Essen für eine Familie.


Sonstiges:
Das Schulsystem in Kuba ist sehr gut und wohl das Beste Lateinamerikas (Schule ist gratis und bis ca. zur 10 Klasse obligatorisch). Auch studieren ist kostenlos, allerdings bekommt man vom Staat nur sehr wenig Unterstützung, weshalb doch nur die studieren können die es sich leisten können weitere 4 - 5 Jahre kein Geld zu verdienen. Nach der Schule, mit 19 Jahren muss jeder Junge für 1 – 2 Jahre Wehrdienst leisten. Außerdem lernen alle Kinder in der 10. Klasse mit Waffen umzugehen. In der Zivilbevölkerung gibt es jedoch keine Waffen und generell so gut wie keine Kriminalität – Kuba ist das sicherste Land Lateinamerikas.
Auch das Gesundheitssystem ist wirklich gut! Die Ärzte sind gut ausgebildet und die wichtigsten Medikamente bekommt man für sehr wenig Geld oder sogar umsonst. Auch größere Operationen und Eingriffe sind für Jedermann möglich – Abtreibung z.B. ist bis zum 3. Monat legal & kostenlos.
Kuba hat ein sehr gut ausgebautes, geheimes Tunnelsystem. In diesen Tunnel werden Waffen, Essens- und Trinkwasservorräten für die gesamte Bevölkerung gelagert. Im Falle eines Angriffs von Seiten Amerikas könnte die Zivilbevölkerung innerhalb kürzester Zeit unter die Erde evakuiert werden. Bei vollständiger Abschottung der Insel vom Welthandel könnte Kuba mit Hilfe der Vorräte und Landwirtschaft etwa 4 Jahre lang autark leben. Durch die von Kuba perfektionierte Untergrund-Guerilla-Taktik wäre es für jedes andere Land schwer einen direkten Kampf aufzunehmen. Jeweils der CDR eines Dorfes weiß wo die Eingänge zu den Tunneln sind und wo die Waffen liegen.

Weihnachten & Silvester mit Janek und Torgit



bisher gefahrene Kilometer: 16700

Zwei Tage vor Weihnachten holten wir Janek am Flughafen ab. Nachdem er etwa 5 Minuten im Auto saß mussten wir rechts ranfahren, wir hatten unsere erste Panne unserer Reise: Der rechte Hinterreifen war so gut wie platt und musste ausgewechselt werden. Wir konnten uns gegen ein Glas Tequila einen Wagenheber ausleihen und das Ersatzrad draufschrauben. Nach einer knappen Stunde waren wir wieder fahrbereit.
Wir fuhren weiter zum Strand, stoßen mit einem Tequilita auf Janeks Ankunft an, brutzelten uns ein leckeres Hähnchen im Ofen und verbrachten den restlichen Tag gemütlich am Meer – wo Janek direkt merkte, wie praktisch so ein süßes Hundewelpen ist, da man wie von allein von zahlreichen hübschen Mädchen angesprochen wird ;-)

Nach einem sehr leckeren, ausgiebigen Frühstück (Quesadillas, Bohnenmus, Obst und Müsli) machten wir uns auf die Suche nach neuen Reifen: es stellte sich als schwerer raus als gedacht, da Alfonso Reifen braucht, die es hier in Mexiko nicht so oft gibt. Wir waren jedoch erfolgreich und bekamen 2 gebrauchte, aber noch sehr gut erhaltene Reifen für 2000 Pesos inkl. Montage (110€, und die sollten bis Argentinien halten). Anschließend fuhren wir die holprige offroad Strecke auf die Halbinsel "Isla Blanca", fanden auf dem Strand zwischen der Lagune und der Küste ein nettes Plätzchen für Alfonso, machten ein Lagerfeuer und gönnten uns eine weitere Flasche Tequila (wir sind ja im Urlaub). Das Wetter war leider nicht sehr typisch für die Karibik, es war sehr windig und das Meer stürmisch aufgewirbelt, deshalb recht dreckig und nicht so schön karibisch-blau.

An Weihnachten parkten wir Alfonso am Hafen und fuhren mit der Fähre auf die "Isla Mujeres". Wir suchten uns ein schönes Plätzchen am Strand, genossen das traumhafte Wetter und umwerfende Karibikwasser und bauten am Abend unser Zelt im Sand auf. Anschließend bereiteten wir uns ein leckeres, weihnachtliches Abendmahl zu: Spaghetti mit Tomatensoße und dazu Pina Coladas. Wir spazierten noch etwas durch das Städtchen und schauten in einem Hostel mit live Musik vorbei.
Wir verbrachten den nächsten Vormittag noch auf der Insel und erfuhren, dass wir an einem der schönsten Karibikstrände Mexikos gelandet waren.
Zurück auf dem Festland gönnten wir uns ein paar Tacos und fuhren schließlich zum Flughafen um Torgit abzuholen. Gemeinsam ging es direkt weiter Richtung Süden. Wir fuhren in eine kleine Seitenstraße, die mit der Zeit immer holpriger und mit immer größeren Pfützen wurde (teilweise 10 Meter lang und knietief). Nach einer Weile sahen wir am Straßenrand ein Krokodil, das Alfonso jedoch bald verscheuchte. Etwas weiter lag ein LKW halb umgekippt im Graben am Straßenrand. Nach der abenteuerlichen Fahrt stellten wir uns auf ein freies Grundstück direkt zwischen teure Villen und hofften nicht weggeschickt zu werden. Die Mädels durften im Auto schlafen während die Jungs sich mit Bärenspray bewaffnet im Zelt auf die Wiese wagten.

Auf dem Rückweg durch die Sumpf-Straße mussten wir etwas Geduld mitbringen, da gerade (vergeblich) versucht wurde den umgekippten LKW zu bergen. Nach ein paar Fehlversuchen ließen die Arbeiter uns vorbei und wir fuhren weiter nach Playa del Carmen – eine Stadt, die noch vor ein paar Jahren ein kleines Fischerdorf war und inzwischen eine Touristen Hochburg. (Dort hat Helen auch das erste Mal einen H&M in Mexiko gesehen… und ist nicht reingegangen!) Am Strand gönnten wir uns ein Gläschen Tequila, mit Eis & Zitrone von den umliegenden Bars. Auch an leckere Erdnüsschen kam man ganz einfach ran, indem man in einer Bar dreist nachfragte, ob sie noch ein paar Erdnüsse für uns haben. Problemlos bekamen wir so 3,4 Mal unseren Becher aufgefüllt. Nach ein paar Stunden in der Sonne am Strand fuhren wir weiter nach Alacmul, ein Schildkröten-Schnorchel-Strand. Da das karibische Meer jedoch immer noch recht stürmisch war, wurde uns gesagt, dass die Schildkröten bei dem Wetter nicht zu sehen sind. Wir stellten uns mit Alfonso neben ein Ferienhaus an die Küste, machten leckeres Abendessen und gingen zu Bett.

Am Morgen bekamen wir den Tipp, dass direkt nebenan eine Süßwasser Lagune sei, in der man super schnorcheln kann. Da der Eintrittspreis jedoch an die amerikanischen Touristen angepasst ist, beschlossen wir den Hintereingang zu nehmen und sind an der Küste entlang und ein Stück durch das brusthohe Meer watend in die Lagune gestiefelt und setzten uns auf ein paar Steine am Rand. Das Schnorcheln machte richtig Spaß und man konnte viele kleine, bunte Fische sehen. Auch der Temperaturunterschied zwischen dem warmen, salzigen Meerwasser und dem kühleren süßen Wasser der Lagune war beeindruckend.
Nachmittags ging es weiter nach "Tulum". Wir besichtigten jedoch nicht die Maya Ruinen, sondern suchten weiter südlich einen Strand, an dem wir auch übernachten können. Wir verbrachten den nächsten Tag am Strand, direkt unter einer fototauglichen, schiefen Palme. Für 11€ pro Person gönnten wir uns eine Schnorchel-Tour im Korallenriff 100 Meter vor der Küste. Das Meer war leider etwas aufgewühlt und deshalb nicht so klar wie sonst, trotzdem war es eine tolle Erfahrung! Gegen Nachmittag ging es weiter nach "Majahual", ein nettes Dorf ein Stück weiter südlich. Abends angekommen fanden wir einen Schlafplatz direkt an der Küste, machten ein Lagerfeuer und bewunderten den atemberaubenden Sternenhimmel.

Nach einem leckeren und ausgiebigen Frühstück (wie eigentlich immer die letzten Tage, bestehend aus frittierten Kochbananen und Obstsalat und dazu entweder Tortillas mit Avocado und Bohnenmus, Vollkornpfannkuchen oder Müsli) bummelten wir etwas durch das Dorf und aßen leckere, frische Tortillas direkt aus der Fabrik. Mittags fuhren wir weiter an die Lagune "Bacalar" – ein See, der dafür bekannt ist, dass sein Wasser 7 verschiedene Blautöne hat. In einem kleinen Dorf (Buena Vista) entdeckten wir eine Parkanlage direkt am Wasser, mit Rutschen und kleinen, vor Moskitos geschützten Palmhütten in denen man für wenig Geld übernachten konnte. Wir gingen noch fürs Abendessen einkaufen: Avocado, Tomaten und ein lebendes Huhn. Janek & Flo schlachteten das Huhn und brachten es für Torgit & Helen in Filet Stücken zurück. Dazu gab's Salat  und Stockbrot am Lagerfeuer. Auch Lisa freute sich sehr über das ein oder andere Stückchen Huhn das wir ihr übrig ließen. Am nächsten Morgen spürte sie schließlich den Schlachtplatz auf und verspeiste noch ein paar Innereien. Wir hatten etwas Sorge, es ist ihr aber gut bekommen.

Da uns der Platz so gut gefiel, entschieden wir noch einen Tag zu bleiben: wir wuschen Wäsche im See, putzten Alfonso gründlich von innen und außen, gingen Baden und probierten die Rutschen aus, was sich als ziemlich riskant herausstellte: Eine der Rutschen war am Ende so kaputt, dass man sich komplett seinen Hintern aufschlitzen würde wenn man rutscht, und die zweite hatte auch einen großen Riss, so dass Janeks Badehose dran glauben musste. Ein weiterer Besucher zerriss sich nicht nur die Badehose sondern zog sich auch einen recht großen Schnitt in der linken Pobacke zu. Flo leistete Erste Hilfe, anschließend hatten wir jedoch einen entspannten, ruhigen Abend, spielten Karten und machten nochmals ein Lagerfeuer am See.

Am Silvestermorgen fuhren wir weiter nach Bacalar, ein Städtchen weiter südlich an der gleichnamigen Lagune. Dort besorgten wir auf einem Markt alle Leckereien die wir am Silvesterabend verspeisen wollten und organisierten für den Nachmittag eine zweistündige Ausfahrt mit einem Katamaran auf dem See. Die verschiedenen Farben des Sees kommen unter anderem daher, dass er sehr unterschiedliche Tiefen hat (von ½ Meter bis über 100). Vor ein paar Millionen Jahren traf ein enormer Meteoritenhagel auf Mexiko, durch dessen Einschläge an verschiedenen Stellen große Löcher entstanden sind. Aus diesem Grund ist die Lagune an manchen Stellen über 100 Meter tief, und wenn man schnorcheln geht, sieht man das Einschlagloch, bzw. den kreisförmig,  senkrecht nach unten gehenden Rand des Kraters. Wir sprangen natürlich direkt (Helen & Lisi erst nach etwas Bedenkzeit) ins Wasser um uns das anzuschauen, und es ist wirklich beeindruckend!!!
Abends fuhren wir zu einem etwas abgelegenen Hippie-Campingplatz. Die Fahrt dorthin war wieder einmal recht abenteuerlich. Da es die letzten Tage recht viel geregnet hatte, bestand die Erdstraße nun aus Riesenschlaglöchern und Schlammseen. Kein Problem für Alfonso, allerdings hätten wir uns das Putzen am Vortag sparen können. Am Zeltplatz angekommen bereiteten wir uns ein super leckeres Silvesteressen zu: Chilaquiles (mit Tomatensoße und Käse überbackene Tortilla Chips), Guacamole, Schweinesteak, Salat…und dazu natürlich ein leckeres Gläschen Tequila. Kurz vor 12 gingen wir zum Steg, zündeten ein paar Wunderkerzen an und tranken den leckeren Lilaglitzer-Likör unserer kalifornischen Freunde aus unseren stilvollen Reisesektgläsern von Tine. J

An Neujahr begaben wir uns nach einem gemütlichen Morgen durch den Matsch zurück auf die Straße und hatten einen Fahrt-Tag vor uns, den am nächsten Tag wollten wir "Palenque", eine berühmte Maya Stätte in Chiapas, besichtigen – was sich auf jeden Fall gelohnt hat! Die Pyramiden sind wirklich beeindruckend, man darf auf ihnen herumspazieren und auch hineingehen, und drum herum ist alles Urwald. Das Gelände ist recht groß, obwohl wir hörten, dass nur 3 % der Pyramiden ausgegraben sind. Der Rest liegt noch von Palmen und Farn überwuchert in der näheren Umgebung. Nachmittags fuhren wir weiter zu dem Wasserfall "MisolHa". Man konnte an der Felswand hinter dem Wasserfall entlanglaufen und am Ende in einer Höhle einen weiteren kleinen See mit Wasserfall anschauen. Was uns in der Höhle jedoch am meisten interessiert hat, waren die unzähligen Fledermäuse die von der Decke hingen und laut quietschend über unsere Köpfe flogen.

Am nächsten Tag ging die Fahrt durch Chiapas weiter, wir fuhren durch bergige Palmenlandschaften und kleine Dörfer. Erwähnenswert ist auch, dass wir auf dieser Strecke unglaublich angebettelt wurden (Chiapas ist einer der ärmsten Staaten Mexikos). An fast jedem "Tope" (= in Mexiko sind überall Geschwindigkeitskontrollen auf den Straßen in Form von Hubbeln aus Beton, über die man nur sehr langsam drüberfahren kann) standen Kinder und Frauen und wollten einem Bananen, Zuckerrohr oder Orangen verkaufen. Wenn man das Fenster offen hatte, klammerten sich die Kinder ans Auto und rannten neben dem fahrenden Auto her, bis man die Finger vom Fenster losriss. Alternativ spannten zwei Frauen ein Seil über die Straße, so dass man anhalten musste. Sie ließen einen erst weiterfahren wenn man etwas kaufte oder einfach Gas gab.

Etwas weiter am Straßenrand entdeckten wir eine wilde Bananenpalme mit einer Staude fast reifer Kochbananen. Flo konnte nicht wiederstehen, wir ernteten die Staude und hängten sie in Alfonso auf. Nun hatten wir also ca. 80 Kochbananen, die in ein paar Wochen nach etwas Reifung von uns verspeist werden wollten.
Unsere nächste Station war "Agua Azul", ein weiterer Wasserfall bzw. ganz viele kleine Wasserfälle die über Becken mit türkisblauem Wasser verbunden sind. Leider war es recht bewölkt und kalt, weshalb die tollen Farben nur halb so schön zur Geltung kamen und wir uns auch ein Bad in dem verlockenden Wasser ersparten. Wir wanderten zu der Quelle des Flusses und verbrachten einen schönen Tag in der Traumlandschaft, trotz des nicht so tollen Wetters.

Da sich der Besuch von Janek und Torgit dem Ende zuneigte fuhren wir den nächsten Tag die lange Strecke von Chiapas über den Golf von Mexiko zurück in die Karibik. Wir bummelten durch die kolonialistische Stadt "Merida" und fuhren anschließend nach "Progresso", ein Strand etwas östlich der Stadt.
Dort machten wir als Abwechslung zu den vielen mexikanischen Tortillas, Tacos und Kochbanahnen selbstgemachte Spätzle mit Geschnetzeltem und Salat. Leider bekamen wir am Abend die Nachricht, dass unser Couchsurfer in Cancun, der auf Lisa aufpassen wollte während wir in Kuba sind, spontan selbst in Urlaub fährt und deshalb nun doch nicht Babysitter sein kann. Also schickte Flo direkt 30 Nachrichten an Couchsurfer raus und fragte, ob jemand anders spontan unsere Lisa für 2 Wochen nehmen kann. Es kamen erstaunlich viele Antworten und wir fanden schließlich einen Lisa Sitter sowie einen Parkplatz für Alfonso.

Am nächsten Tag hatte das Wetter sich wieder gebessert und Torgit & Janek konnten die letzten Sonnenstrahlen genießen bevor es zurück ins kalte Deutschland bzw. Boston geht. Mittags gab's die restlichen Spätzle mit Käse überbacken und wir fuhren weiter nach Cancun. Nachdem wir die Beiden am nächsten Tag zum Flughafen gebracht hatten, machten wir Lisa mit ihrem Babysitter bekannt und trafen uns mit Carlos, der auf Alfonso aufpassen wollte. Und schon packten wir unsere Koffer für Kuba, denn nun hatten wir selbst zwei Wochen Urlaub vor uns.