Bisher
gefahrene Kilometer: 21400
Aufgrund der
enormen Hitze beschlossen wir kurzerhand uns eine Dusche in bzw. an Alfonso zu
installieren. Vor Kurzem haben wir einen Italiener mit Camper kennengelernt,
der eine ähnliche Konstruktion auf dem Dach hatte: einfach ein dickes,
schwarzes Plastikrohr, ein Anschluss um Wasser einzufüllen, einer um den
Duschschlauch anzuschließen und ein Ventil durch welches man mit Luft Druck
aufbauen kann. Luft wie Wasser kann man ohne Probleme an Tankstellen kostenlos
auffüllen. Dadurch, dass das Rohr schwarz ist, heizt sich das Wasser mit der
Sonne sogar auf und man hat am Ende eine angenehme Warmwasser Dusche – mehr
Luxus als die meisten Hostels. So etwas ähnliches wollten wir uns also bauen.
Wir fuhren in
Granada zu mehreren "Ferreterías" (=eine Art Mini-Baumarkt, jedoch
selten mit vollständigem Sortiment), kauften alle nötigen Teile, sägten,
bohrten, schraubten, klebten, dichteten alles mit Silikon ab und am Abend war
die Dusche soweit fertig: Ein 1,5 Meter langes Rohr an der Seite über der Tür.
Leicht schräg angebracht, damit das Wasser allein schon nach unten fließt, oben
ein Wasserhahn, an welchen man den Schlauch zum Befüllen anschließen kann,
sowie ein Autoventil aus einem Fahrradschlauch um Luft reinzupumpen. Unten ein
weiterer Wasserhahn um den Duschschlauch anzuschließen. An den Schlauch
installierten wir am unteren Ende einen Duschkopf / Gartensprenkler und können
nun wunderbar für bis zu 15 Minuten duschen.
So perfekt
lief es dann leider doch nicht….Am nächsten Morgen füllten wir ganz stolz an
der Tankstelle Wasser auf und gingen anschließend zum Luftdruck. Flo setzte den
Luftdruckschlauch ans Ventil an und noch in derselben Sekunde schoss der untere
Teil samt Wasser wie eine Rakete nach hinten. Nach etwas reparieren &
kleben war die Dusche wieder ganz, nur für den Luftdruck müssen wir uns noch
etwas anderes überlegen. Das Autoventil ist nun also einfach ein kleines
Röhrchen, durch welches die Luft beim Auffüllen entweichen kann. Vllt. versuchen
wir es einfach mal mit einem Luftballon den wir obendrauf stülpen, oder ein
Fahrradschlauch?!?
Alfonso hat
jetzt jedenfalls einen kleinen Schornstein, sieht irgendwie goldig aus!
Wir fuhren
weiter nach Rivas, eine kleine Stadt an der Panamericana auf dem Weg nach Costa
Rica. Dort fanden wir einen super netten Schreiner, der uns unseren seit Mexiko
wackeligen Esstisch für 12€ richtig professionell reparierte. Außerdem baute er
uns eine Konstruktion, sodass wir den großen Tisch auch wackelfrei draußen
aufstellen können – die Martini Familie kann also kommen und wir können alle
gemeinsam gemütlich vor dem Auto Reis mit Bohnen essen und dazu ein Gläschen
Rum trinken. Da die Arbeiten jedoch etwas Zeit benötigten, blieben wir die
Nacht in Rivas. Bzw. fuhren zum Hafen, stellten uns ans Ufer des zweitgrößten
Sees Lateinamerikas, den "Lago de Nicaragua" und hatten eine
atemberaubende Aussicht auf die Insel Ometepe mit ihren zwei Vulkanen.
Als wir am
nächsten Morgen unseren Tisch beim Schreiner abholten fragten wir ein paar
Jungs nebenan, die an Motorrädern bastelten, ob sie einen Schweißer kennen, der
die Auflage unserer Autobatterie reparieren kann. Diese war nämlich schon von
Anfang an ziemlich verrostet, so dass Flo mit einem Holzbrett improvisiert
hatte. Nach den 20000km Fahrt und recht viel salzigem Wind und Meerwasser denen wir Alfonso aussetzten, war das auch
nichtmehr stabil und wir brauchten eine permanente Lösung. Die Jungs hatten
sogar selbst ein kleines Schweißgerät und bastelten uns kurzerhand für
umgerechnet 4€ aus einem alten Backbleck eine neue Batterieauflage. Die sitzt
nun bombenfest und sollte bis Argentinien durchhalten. (Wobei wir noch nicht
sicher sind, ob das Backblech wirklich alt war oder einfach aus Mamas Küche
geklaut….werden wir wohl nie erfahren)
Frisch
gepimpt ging es also nach Costa Rica.
Costa Rica
Die Grenze
verlief wieder problemlos, und diesmal richtig fix. Wir waren nach gut 1,5
Stunden wieder raus und fuhren direkt an den Strand.
Die Strecke
war wunderschön, sehr heiß und verdorrte Steppenlandschaft. Zwischendrin sah
man immer wieder verbrannte Felder. Ob das nun Absicht war oder wegen der Hitze
wissen wir nicht. Zudem war es enorm windig. Wir hatten teilweise richtig
Angst, dass Alfonso umkippen könnte, vor allem nachdem wir bei dem LKW vor uns
beobachteten, dass eine Böe das linke Hinterrad etwa einen halben Meter in die
Luft hob und der Anhänger kurze Zeit richtig stark hin und her wackelte. Es
fehlte wirklich nicht viel und er wäre umgekippt. Gott sei Dank fahren wir
immer schön gemütlich mit viel Abstand, so dass wir problemlos reagieren
konnten ;-).
Wir fuhren
auf die Nicoya Halbinsel an der Pazifikseite Costa Ricas. Dort sonnten wir uns
vom einen Strand zum nächsten (Playa de Coco, Playa Jungillal und Playa
Avellanas), aßen übertrieben leckeren exotischen Obstsalat, hüpften in die
gigantischen Wellen (eine der Wellen zerriss sogar Flos bzw. Janeks Boxershort)
und liefen mit großen Augen durch die Supermärkte – die Preise hier sind wie in
Deutschland, wenn nicht sogar teurer! Gott sei Dank haben wir noch viele
Vorräte aus Nicaragua.
Recht bald
ging es dann auch schon weiter nach San José, die Hauptstadt Costa Ricas. Dort
wollten wir uns am Abend mit Memo, einem Freund von Flos Schwester, treffen.
Um uns das
costa-ricanische Nachtleben zu zeigen, nahm er uns gleich mit nach Alajuela in
eine "Tanzbar". In einer rechteckigen Halle standen an den Seiten
Tische und Stühle und ich der Mitte war viel Platz zum Tanzen. Sobald die
Live-Band ein Lied anstimmte, standen wirklich fast alle auf und tanzten Salsa,
Merengue, Cumbia und andere Tänze, von denen wir nichtmal wussten, dass sie
existieren, wobei der Hüftschwung jeweils die wichtigste Komponente ist. Sehr
cool, dass von 18-80 Jahren alles vertreten war. Später ging die ältere
Generation nach Hause und die Jüngeren tanzten weiter in der angrenzenden
Disco. Natürlich schwangen auch wir das Tanzbein.
Das
Frühstück, das uns Memos Mutter am nächsten Morgen auftischte hätte auch für
die doppelte Anzahl von Personen gereicht: Kochbananen, gebackener Käse,
Spiegelei, Tortilla, Gallo Pinto (Reis mit Bohnen) mit natilla (Sour
Cream/Sahne) und dazu Kaffee und Saft. Alles war wirklich super lecker, und
jeder Vorsatz, weniger bzw. gesünder zu Essen war dahin.
Als Helen
sich nach dem Duschen das Pflaster von einem vermeintlich entzündeten
Mückenstich vom Bauch abzog, lugte ein kleiner Wurm aus der Wunde. Glücklicherweise
ist Memo Arzt und hat einen Freund im Krankenhaus bei dem er direkt für den
nächsten Tag einen Termin ausmachte.
Bei der
Untersuchung stellte sich heraus, dass die Wunde soweit sauber ist, dass also
keine weiteren Parasiten oder Eier drin sind. Der Arzt säuberte alles gründlich
und erklärte wie das passieren konnte: vor etwa 4 Wochen in Mexiko hat Helen
sich wohl einen Moskitostich aufgekratzt, und eine Fliege nachts ein Ei in die
Wunde gelegt. Das ist in der Zwischenzeit dann gewachsen und geschlüpft.
So eklig es
sich auch anhört, eigentlich war es ganz witzig und keine große Sache – vor
allem weil wir das Glück hatten, dass Willi ausgerechnet bei Memo, dem einzigen
befreundeten Arzt auf unserer Reise, geschlüpft ist.
In San José
besuchten wir noch gemeinsam Memos Schwester Eilyn. Sie wohnt mit ihrem Mann
und Tochter auf dem Land und hat ein wirklich traumhaftes Haus in den Bergen. Sie
haben dort eine gigantischer Aussicht, ein wunderschönes Holzhaus mit Holzofen
etc. und zahlreiche Tiere: Hühner, Gänse, Enten, Schafe, Hunde, Pferde und
Emilie, die Kuh.
Es sieht
fast aus wie in der Schweiz oder Österreich, nur mit Palmen und anderen
exotischen Pflanzen. Auf den Bergen ist es sogar richtig kühl. In der Nacht
hatten wir nur etwa 9 Grad. Also nicht unbedingt das, was man von Costa Rica
erwartet, für uns aber eine sehr willkommene Abwechslung zu den bis zu 45 Grad
in Alfonso.
Wir halfen
am Abend die Tiere zu füttern und den Hof zu fegen, durften im Gegenzug die
kleinen 2 Tage alten Küken bewundern, bekamen leckeres Essen, allerlei Liköre
und am Ende ein Duzend frische Eier geschenkt.
Wir hatten
einen total netten Abend und verbrachten letztendlich die Nacht dort. Da Memo
am nächsten Morgen arbeiten musste, fuhren wir recht früh zurück in die Stadt
und schlenderten etwas über den Markt und durchs Zentrum. Der Markt ist
natürlich nicht zu vergleichen mit dem was man aus Deutschland kennt, jedoch
sehr viel ruhiger, gepflegter und leiser als die restlichen
lateinamerikanischen Märkte auf denen wir bis jetzt waren. Das Fleisch ist
sogar gekühlt!
Am nächsten
Morgen genossen wir noch ein letztes Mal das unglaublich leckere und
reichhaltige Frühstück Memos Mutter, verabschiedeten uns und fuhren nach Puerto
Viejo an der Karibikküste.
Die
Landschaft auf dieser Seite Costa Ricas ist nicht zu vergleichen mit dem Westen.
Im Gegensatz zu der vertrockneten Steppenlandschaft ist die Karibikseite
richtiger Dschungel und ein Urwald wie im Bilderbuch. Je näher man an die Küste
kommt sieht man jedoch vor allem Bananenplantagen soweit das Auge sehen kann.
Und zwischendrin "Chiquita" LKW-Lager und kleine Siedlungen, in denen
wahrscheinlich die Plantagenarbeiter leben. So romantisch und schön es auch
aussieht, stundenlang an Bananenpalmen vorbeizufahren, wenn man im Hinterkopf
hat, dass regelmäßig Flugzeuge mit Spritzmitteln über die Siedlungen fliegen,
die Arbeiter wahrscheinlich einen Hungerlohn verdienen und der artenreiche
Dschungel abgeholzt wurde für die Plantagen macht einen das schon nachdenklich.
Etwas später kamen wir noch an einem großen "Chiquita" Hafen vorbei –
das ist wirklich ein enormes Monopol!
Etwas
südlich von Puerto Viejo fanden wir einen wunderschönen, einsamen Strand mit
vielen gut zu erreichenden Kokosnüssen. Dort schlugen wir unser Nachtlager auf,
machten ein Lagerfeuer & Musik, bewunderten den unglaublich großen Vollmond
und pflückten am Morgen ein paar der leckeren Kokosnüsse für die Weiterfahrt.
Übrigens: Der Mond nimmt hier nicht nach links und rechts zu und ab sondern
nach oben und unten, sieht sehr witzig aus.
Oh wie schön ist Panama
Auch dieser
Grenzübergang verlief problemlos. Wir wurden besteuert und ausgestempelt,
defungiziert, immigriert, versichert und eingezollt. Auch das viele Obst und
Gemüse inkl. Kokosnüsse das wir dabei hatten interessierte die Grenzbeamten
nicht wirklich.
Diesmal
musste alles korrekt gemacht werden, da wir Alfonso nur mit exakt richtigen
Papieren verschiffen können. Hoffentlich haben wir nichts falsch gemacht!
Nach der
Grenze gingen wir direkt tanken – Sprit ist hier wieder super günstig (50ct/l).
Wir schauten in einen Supermarkt, auch dort ist alles wieder sehr viel
günstiger. Weiter ging`s Richtung Süden. Die Straße führte immer tiefer in den
Dschungel und in spaßigen Kurven bergauf und -ab. Kurz vor der Dunkelheit
fanden wir den optimalen Schlafplatz. Ein netter Ami hat ein großes Stück Land,
das von der Straße bis zum Meer runter reicht, gekauft und baut dort eine
riesen Anlage hin: Hotel, Restaurant, Bootanlegestelle… Bis jetzt besteht jedoch
hauptsächlich die Straße und eine große Baufläche direkt am Wasser. Dort durften
wir parken und mit einem atemberaubenden Panoramablick über die Atlantikbucht
mit ihren Inseln nächtigen.
Am nächsten
Morgen ging Flo am Korallenriff schnorcheln. Dort gab es riesen Seesterne,
Quallen und schöne bunte Korallen. Helen ging "wegen ihrer
Bauchwunde" nur bis zur Hüfte ins Wasser.
Und schon
ging es weiter: einmal quer durch Panama von der Karibik zur Pazifikküste. Dort
stoppten wir in "Las Lajas".
Die Tante eines Freundes aus Aachen ist vor Jahren nach Panama
ausgewandert und hat dort ein Projekt aufgebaut. Die Hauptidee ist, der ländlichen
Bevölkerung etwas über nachhaltigen, ökologischen Anbau beizubringen. Sie
machen Ferienkurse für Kinder, verkaufen den Bauern Setzlinge die sie selbst
ziehen, kaufen dann den Bauern ihre Erzeugnisse ab, machen daraus Marmeladen,
Säfte etc. und verkauft diese auf einem Markt in Panama City.
Ihr Sohn gab
uns eine kleine Führung über das Gelände und zeigte uns ein paar Pflanzen die
wir noch nicht kannten (z.B. die Luftkartoffel).
Anschließend
fuhren wir zur Küste, sprangen ins lauwarme Wasser, genossen den bis jetzt
wahrscheinlich schönsten Sonnenuntergang und plumpsten müde von der Fahrt ins
Bett.
Ach ja, und
davor duschten wir uns natürlich noch – sie funktioniert nämlich auch ohne
Druck schon recht gut.
Leider
machte uns Alfonso die letzten Tage etwas Sorgen: irgendwas stimmt mit der Automatikschaltung
nicht. Er schaltet zu spät in den nächst höheren Gang. Wir wechselten also das Getriebeöl
und -filter und hoffen, dass es nicht am Getriebe selbst liegt. Zudem krachte
vor ein paar Tagen ohne Vorwarnung unsere Dusche ab – die
Billig-Plastik-Halterung war wohl nicht für holprige Straßen und off-road Wege
gedacht. Gott sei Dank ist nichts weiter kaputt gegangen und wir brauchen
lediglich eine neue Halterung, diesmal dann was Stabileres.
Von Las Lajas ging es am nächsten Morgen nach Santiago. Dort
buchten wir in einem Internet Café alle notwendigen Flüge um nach Kolumbien zu
kommen und Flos Familie zu treffen und druckten alle Dokumente aus die wir für
die Verschiffung benötigen.
Eine gigantische Brücke führte uns über den Panama Kanal in
die Hauptstadt Panama City. Und schon fühlt man sich wie zurück in den USA: Die
Skyline der Stadt ist dominiert von riesigen Hochhäusern und ein enormes
Straßengewirr schleust einen vorbei an den Giganten. Taucht man etwas tiefer in
die Stadt ein findet man alles: von schicken Hochäusern, eine schön
hergerichtete Altstadt mit Bars und Restaurants bis zu runtergekommenen, total
bunten Vierteln mit lauten, stinkenden Märkten. Auf dem größten der Obst und
Gemüsemärkte deckten wir uns zu unglaublich günstigen Preisen mit reichlich
Vitaminen ein. Wir fuhren nach Panama Vieja – uns war nicht ganz klar, dass von
der alten Stadt nur noch Ruinen übrig sind, schlenderten durch "Casco Viejo",
kann man vllt. als Altstadt bezeichnen und fuhren mit Alfonso, unfreiwillig,
ein paar Mal durch das Straßenlabyrinth zwischen den Hochhäusern.
Zudem besichtigten wir den "National Park
Metropolitana" – ein großes Stück erhaltener Dschungel am Rande der Stadt.
Von dort konnte man einen kleinen 2km
Rundweg laufen und die tolle Aussicht auf die Skyline genießen, und sogar ein
Faultier beim Mittagschlaf in einer Palme beobachten.
Der Hauptgrund für unseren Besuch in Panama City war jedoch
die obligatorische Untersuchung Alfonsos, bevor wir ihn nach Kolumbien
verschiffen dürfen. Es lief alles problemlos und sehr viel schneller als
gedacht. Nun warten wir noch auf die Papiere und bringen anschließend Alfonso
zum Hafen in Colon. Ende der Woche fliegen wir dann selbst nach Kolumbien und
hoffen Alfonso am Montag unversehrt im Hafen von Cartagena abholen zu können.
Nun sind schon fast 5 Monate unserer gemeinsamen Reise
vergangen und die Zeit vergeht wie im Flug. Jetzt freuen wir uns auf 3 Wochen
Kolumbien mit den Martinis und viele weitere Abenteuer in Südamerika.