Mittwoch, 20. Juli 2016

Von Todesstraßen und Abenteuerurlaub zu viert

Gefahrene Kilometer: 33750
Wir entschuldigen uns schon einmal für die Länge dieses Blogeintrages. Daher haben wir ihn in Kapitel unterteilt, sodass Leser mit Zeitnot sich rauspicken können, was sie am meisten interessiert.
....und ebenso bei den Bildern fiel uns die Auswahl schwer. Vor allem auch Dank unserer 2 begabten Extra-Fotografen Jill & Anna.

Von Holperstraßen und Reifenpannen
Nach unserem Dschungelabenteuer hatten wir eine gute Woche bis Helens Freundinnen kamen um durch den Süden Perus zu Reisen. Davor wartete jedoch noch ein Abenteuer auf uns, denn die Straße die wir wählten, war zwar von den Kilometern die Kürzeste, jedoch mit Sicherheit auch die Schlechteste. In unendlichen Serpentinenkurven schlängelten wir uns bergauf und –ab und das meistens auf Stein- oder Erdstraßen und vor allem einspurig und ohne Leitplanken. Mit einem Durchschnittstempo von 20km/h und insg. 5 Reifenpannen fuhren wir also in 4 Tagen nach Huaraz. Auf dem Weg erfuhren wir abermals die Gastfreundschaft, Offenheit und Neugier der Peruaner. Einmal bekamen wir, als wir nur nach Wasser gefragt hatten, eine Schüssel voll Yucca Brei und eine halbe Kochbananenstaude geschenkt. Ein anderes Mal, als wir in einem Dorf 3 Reifen flicken mussten saß den ganzen Nachmittag eine Schaar Kinder mit Helen im Auto und schaute Bilder der Reise, während Flo beim Reifenflicken half. Am Ende bekamen wir einen, zwar ziemlich abgefahrenen aber immerhin funktionstüchtigen Reifen geschenkt, da unser Ersatzrad nichtmehr zu retten war. Einen Reifenwechsel schaffen wir inzwischen übrigens in etwa 12 Minuten, wir werden immer besser!
Dank der schlechten Straße kamen uns in den 4 Tagen kaum Autos entgegen und da wir so langsam fahren mussten konnten wir die wunderschöne Landschaft in vollen Zügen genießen. Diese änderte sich ständig: Erst dichter Wald, dann gigantische, felsige Berge, dann saftig bewachsene Hochebenen die an die Hobbit Landschaft erinnern, dann wieder Felsen in allen möglichen Farben und als wir schließlich den Kamm der Anden überquert hatten auch Kakteen.
Am letzten Tag erwartete uns, trotz dem lange ersehnten Asphalt, der abenteuerlichste Teil der Strecke: in engen Serpentinenkurven schlängelte sich die Straße an extrem steilen und tiefen Abhängen entlang durch die gigantischen Berge. Als wir die Höllenstraße endlich geschafft hatten und im Tal angekommen waren hörte der Asphalt wieder auf und wir hatten bis es dunkel wurde wieder eine Holperstraße. Als wir dann wieder auf Asphalt kamen erwartete uns ein weiteres Abenteuer: die Straße, immernoch einspurig, führte nun durch zahlreiche Tunnel, unterbrochen von Passagen mit hunderte Meter tiefen Abhängen ohne Leitplanke neben der etwa 2,50m schmalen Straße . Man musste also wieder fleißig hupen um nicht im Tunnel auf Gegenverkehr zu treffen. Glücklicherweise war auch diese Straße nur sehr wenig befahren.
Als wir endlich in Huaraz angekommen waren wartete ein Glückstag auf uns: In Huaraz gibt es eine Familie, die sich wohl auf Reifen spezialisiert hat: ein 70 jähriger Mann hat eine Llanteria mit einer riesen Auswahl und mind. 3 seiner Söhne haben inzwischen ein eigenes Reifengeschäft. Insg. hat der Mann 25 Kinder von "nur" 5 Frauen – als er uns das erzählt hat strahlte er stolz. Jedenfalls machten wir dank Flos Charme und Handelskünsten ein richtiges Schnäppchen und bekamen 3 Super Reifen für knapp 100€. Auch ein paar weitere Wehwehchen Alfonsos konnten wir schnell reparieren und waren somit gewappnet für den Besuch der Mädels und hatten sogar noch etwas Zeit die Berge zu genießen.
In der Nähe von Macashca, ein kleines Dorf südlich von Huaraz, fanden wir einen wunderschönen Parklpatz mit Bergpanorama, Fluss und immer wieder vorbeiziehenden Kuh und Schafherden. In dieser Idylle blieben wir einen guten Tag, genossen die Sonne und erholten uns von der anstrengenden Fahrt.Und auch Lana konnte sich richtig austoben. Sie hüpfte glücklich durch das hohe Gras und sah dabei mehr aus wie ein Kaninchen.

Wieder an der Küste
Und schon ging es weiter nach Lima. Sobald wir die Berge hinter uns gelassen hatten kamen wir in die Wüste. Wie wir später erfuhren, ist wohl die komplette Küste Perus wüstenähnlich. DiePanamericana führte also geradewegs über die Sanddünen bis nach Lima. Dort fanden wir den perfekten Parklpatz. Die Halbinsel "La Punta" ist wohl das Reichenviertel der Stadt, mit sogar einer eigenen Polizei. Einer der Beamten brachte uns zu einem Platz wo wir übernachten konnten. Direkt an der Strandpromenade in der Nähe einer öffentlichen Toilette, so einen Luxus hatten wir schon lange nicht mehr! Direkt nebenan war ein großes Fußballfeld, zu Lanas und unserem Vergnügen. Denn sobald ein Team auf dem Platz trainierte wurde Lana ganz wild und wollte dem Ball hinterherlaufen. Sie sprang also aus Alfonso, nahm Anlauf und hüpfte mit einem großen Satz direkt ins Netz, das das Feld einzäunte. Da hing sie dann zappelnd wie ein Fisch bis Flo sie befreite. Noch ein paar Mal wiederholte sie das Spiel, bis sie ein Loch im Netz fand und mit den Jungs übers Feld rannte.

Dann holten wir Jill und Anna vom Flughafen ab. Leider war Jills Rucksack nicht direkt mitgekommen und wir mussten am nächsten Morgen nochmal zurück, aber das klappte dann Gott sei Dank problemlos. Da es in Peru und vor allem in den Bergen nachts ziemlich kalt wurde schliefen wir die ganze Zeit zu viert im Auto, doch Alfonso ist ein richtiges Raumwunder und es wurde nie zu eng. Sobald wir Jills Rucksack hatten fuhren wir weiter nach Pisco, denn aus dem Verkehrschaos der Hauptstadt wollten wir schnellstmöglich raus. Obwohl es recht kalt und bewölkt war, da in Peru gerade Winter ist, wollten wir mindestens einmal ins peruanische Meer springen und fanden auf dem Weg den perfekten Strand. Es war gar nicht so kalt wie erwartet, doch die heiße Schokolade danach tat trotzdem richtig gut. In Pisco probierten wir direkt das leckere Nationalgetränk "Pisco Sour" (Pisco mit geschlagenem Eiweiß, Zitronensaft und Zucker).

Von Pinguinen und Sanddünen
Am nächsten Tag wollten wir die Bootstour zu den "IslasBallestas" machen. Wir standen also früh auf und Flo organisierte uns eine Tour, während wir Mädels noch ein paar Minuten länger im warmen Bett liegen bleiben durften. Trotz des trüben Wetters war die Tour wirklich klasse!
Zusammen mit etwa 50 anderen Touristen und einem Guide fuhren wir mit einem 400 PS Boot ½ Stunde zu den Inseln. Dort schipperten wir etwa 1 Stunde um die Inseln mit bizarren Felsformationen herum, beobachteten Seelöwen, Millionen von Vögel die sich auf der Insel tummelten und in großen Schaaren über unseren Köpfen flogen und sahen sogar Pinguine (die Einzigen die in der Wüste leben). Der Guide machte sich einen großen Spaß daraus den Seelöwen die Namen der Touris zu geben. So war Helen eine Robbe die total verschlafen auf einem Fels lag und "am letzten Abend zu viel Pisco Sour hatte", Martini war ein Männchen das sich umgeben von einer Schaar Frauen sonnte. Abgesehen von den unzähligen Vögeln waren die Inseln selbst schon sehenswert. Die Wellen schlugen um die rauen Felsen die teilweise schon richtig unterhöhlt waren und nur noch aus Tunnel und Brücken bestanden. Vom Wasser aus sah man auch eine der berühmten Nazca Linien. Für uns war es eindeutig ein Kaktus.

Zurück an Land fanden wir eine öffentliche Dusche, wo die Mädels unter eiskaltem Wasser den restlichen Deutschlandstaub abwaschen konnten. Mit etwas gesanglicher Unterstützung wars jedoch halb so schlimm.
Der nächste Stopp war der Nationalpark "Paracas" etwas südlich von Pisco. Dieser ist eine einzige große Wüste mit Sanddünen verschiedenfarbiger, bunter Steine. Wir fuhren teils auf den Straßen, die nicht immer eindeutig zu erkennen waren, teils querfeldein mit unserem Offroad Alfonso. Nach einer kurzen Einführung traute Anna sich ans Steuer und cruiste über die Dünen. Schließlich fanden wir einen Schlafplatz mitten in den Dünen mit Blick aufs Meer, tranken Wein und spielten UNO. Nach und nach suchte sich jeder einmal eine Düne um etwas loszuwerden – Lana machte den Anfang.
Nach einer entspannten Zeit in den Dünen umgeben von dem Rauschen des Meeres und Knacken des Windes fuhren wir weiter nach Ica. Mitten in der Stadt befindet sich eine riesige etwa 200m hohe Sanddüne. Wir überlegten also nicht zweimal und kletterten am Grad entlang nach oben. Dort legten wir uns in die Sonne und genossen das gute Wetter. Den Rückweg gestalteten wir unterschiedlich: Flo kugelte die steile Düne runter, Jill & Lana rannten und Helen & Anna liefen wie vernünftige Menschen.
Anschließend gingen wir über einen Obst und Gemüse Markt und die Mädels tauchten direkt in den lateinamerikanischen Trubel ein. Gegen Abend fuhren wir zu der Oase Huacachina. Diese liegt ein paar Minuten westlich von Ica und ist umgeben von riesigen Sanddünen. Das Abenteuerliche: man konnte für knapp 10€ mit einem Dünen-Jeep über die Sandberge heizen und an verschiedenen Stellen auf einem Board die teils richtig steilen Dünen runtersurfen. Flo suchte sich direkt am ersten Abend eine Gruppe, wir Mädels brauchten noch einen Tag Bedenkzeit, waren dann aber sehr froh, dass wir uns noch getraut hatten. Allein die Jeepfahrt war ein Abenteuer, denn jedesmal, wenn der Fahrer oben auf einer Düne langsamer wurde, wusste man, dass gleich ein unglaublich steiler Abstieg kommt. Wir fühlten uns wie in der Achterbahn. Und auch das Dünensurfen war nicht ohne. Erst durften wir an 3 kleineren Dünen üben, dann kamen wir zu den Großen und Steilen – die letzte hatte den Namen "Duna de la Muerte" (Todesdüne). Und tatsächlich hatte diesmal sogar Flo Respekt! Sie war einfach riesig und gefühlt senkrecht steil am Ende, sozusagen die schwarze Piste der Wüste. Wir legten uns also auf den Bauch und rasten hinunter.
Nach einem wirklich tollen Ausflug verwöhnte Anna uns mit ihrer echt italienischen Bolognese, mit Tomatensauce, die sie extra aus Deutschland mitgebracht hatte.

Die Nazca Linien
Nächster Stopp: Nazca. Auf dem Weg machten wir in einer Haltebucht derPanamericana halt und sonnten uns im Sand, da es ab jetzt in die Berge ging und kälter wird. Wir ernteten ein paar LKW-Hupen und fuhren dann weiter zu dem eigentlichen Ziel, den berüchtigten Nazca Linien. Da wir uns den Helikopter aus dem man alle Linien sehen kann für knapp 100€ nicht leisten wollten gingen wir für 1€ auf den Aussichtsturm und sahen einen Baum, eine Hand und den Schwanz einer Riesenechse.
Außerdem besichtigten wir das Maria Reiche Museum. Die Deutsche, die ursprünglich in Cusco als Lehrerin arbeitete, hatte sich die Entdeckung und Erforschung der Nazca Linien zum Lebensziel gemacht. Die Linien sind gleichermaßen beeindruckend wie mysteriös. Es gibt über 100 Linien, Figuren und Bilder. Das größte Bild, ein Vogel, ist über 100 Meter groß und richtig erkennen kann man die ganze Pracht auch erst aus der Luft. Alle Figuren sind in den Sand oder Stein geritzt oder gelegt und sollen über 2000 Jahre alt sein. Kaum vorstellbar, dass das in der langen Zeit jedes Wetter überstanden haben soll.
Diesmal bekochte uns Jill mit ihrem malaysischen Curry, das extra für Helen nicht ganz so scharf wurde wie normal. Zur Verdauung legten wir uns mit unseren Decken vor Alfonso und beobachteten den Sternenhimmel. Einen so vollen und klaren Sternenhimmel hatten wir selten gesehen, man konnte die Milchstraße perfekt erkennen und immer wieder flogen ein paar Sternschnuppen über uns hinweg.

Auf dem Weg zum MachuPicchu
Und dann ging es in die Berge. Die Straßen waren erstaunlich gut und sehr viel besser als erwartet. Bis auf das letzte kurze Stück war die Straße asphaltiert, zweispurig und hatte sogar eine Leitplanke. Über die 4500 Meter hohen Berge mussten wir jedoch trotzdem. Wir statteten uns also mit Cocablättern aus und tranken fleißig Tee – die Blätter wurden schon von den Inkas benutzt um gegen die Höhenkrankheit vorzubeugen, Kopfweh zu mildern und Energie zu tanken. Und auch wenn die Blätter bitter und nicht besonders lecker schmecken, sie helfen wirklich und haben rein gar nichts mit der Kokain Droge zu tun. Da aus den Blättern jedoch das Kokain gewonnen werden kann, ist die Pflanze in den meisten Ländern verboten. Je höher wir in die Berge kamen, desto mehr Lamas, Alpacas und Vicuñas grasten auf den Wiesen. Auf den ersten Blick sehen alle drei ähnlich aus, Lamas sind die größten und Vicuñas die kleinsten. Genauso ist das Fell der Lamas das billigste und das der Vicuñas das edelste. Da kann ein Babypulli gleich mal 200€ kosten. Deshalb bestehen die meisten Peru & Bolivienpullis aus einer Alpaca-Baumwoll Mischung.
Für die erste Nacht in den Bergen mussten wir direkt auf 4400 Metern schlafen und dementsprechend war die Nacht nicht sonderlich erholsam. Es war eisig kalt, trotz Heizung die wir ab und zu anmachten, und vor allem machte uns die Höhe ziemlich zu schaffen. Am Morgen fühlten wir uns wie nach einer durchgefeierten Nacht und beeilten uns so schnell wie möglich wieder in ein Tal zu kommen.

Wir fuhren noch 2 Tage die unendlichen Serpentinen-Bergstraßen bis wir endlich in Santa Teresa ankamen. Dort angekommen parkten wir Alfonso kurz bevor die Schienen zum MachuPicchu Dorf anfangen und starteten die Wanderung nach AguasCalientes. Ca. 4 Stunden liefen wir mit zahlreichen anderen Touristen an den Schienen entlang bei wunderschönem Wetter. Der Weg lief parallel zu einem Fluss im Tal der gigantischen Berge. Direkt am Anfang konnte man schon die Inka Ruinen auf der Spitze einer der Berge erkennen. Müde kamen wir im Hostel an und waren froh, dass die Hostelcrew sich bereiterklärte auf Lana aufzupassen, da wir sie natürlich nicht mit zu den Ruinen nehmen durften. Wir packten unsere Taschen für den nächsten Tag, denn um 4 Uhr morgens wollten wir die 1700 Naturtreppenstufen zum MachuPicchu hochlaufen. Natürlich geht der Besuch der Inkastätte auch sehr viel bequemer, ist aber dementsprechend teuer. Wir sparten uns also die knapp 200$ für Zug und Bus und gingen zu Fuß.
Oben angekommen nahmen wir uns einen Guide, um etwas über die Geschichte und Entstehung der Inkadstadt zu erfahren. Gemeinsam mit der Gruppe gingen wir direkt zum höchsten Aussichtspunkt um dort auf die Sonne zu warten. Wir hatten unglaublich Glück, denn das Wetter war traumhaft und außerdem waren an diesem Tag nicht soo viele Touristen dort. Der Sonnenaufgang war also einmalig. Anschließend führte uns der Guide noch etwa 2 Stunden durch die Ruinen und erzählte uns einige interessante Fakten über den MachuPicchu und die Inkas:

Interessantes zu der Inka Stätte
MachuPicchu heißt eigentlich garnichtMachuPicchu, denn der ursprüngliche Name des Inkadorfes ist verloren gegangen. MachuPicchu heißt "Alter Berg" und ist der Name des Berges hinter dem Dorf. Der berühmte Berg direkt am Dorf heißt WaynaPicchu, was auf der Indigenensprache Quechua "Junger Berg" heißt. Ein weiterer Fact, der allgemein falsch verstanden wird ist der Name Inka. Denn Inka war eigentlich nur der König der Indigenen, das Volk hieß einfach "Pueblo". Entdeckt wurden die Ruinen zuerst von peruanischen Bauern, die auf der Suche nach Land zum Anbau von Mais, Coca, Quinoa etc. waren. Nur zufällig gruben sie ein paar Häuser am Rand des ehemaligen Dorfes aus und nutzten sie um selbst darin zu wohnen. Sie wussten wohl auch, dass dort noch mehrere Ruinen begraben sein mussten, fassten sie aus Respekt aber nicht an und bewirtschafteten das Land etwas unterhalb. Einige Jahre lebten sie also in den Bergen, bis irgendwann ein amerikanischer Forscher vorbeikam, der auf der Suche nach Inka Spuren war. Sie erzählten ihm von ihrem Fund und kurz darauf machten sich zahlreiche Archäologen, Historiker und Forscher an die Ausgrabungen. Sie brauchten etwa 4 Jahre für die Ausgrabung der Stadt die die Inkas in ca. 50 Jahren um 1450 erschaffen hatten. Etwa 2000 Menschen wohnten damals in dem Dorf und es war, als die Spanier kamen und es eroberten, immer noch nicht fertig gebaut. Für die Erbauung kamen immer wieder Männer aus den umliegenden Dörfern oder der Hauptstadt Cusco für 3 Monate und bauten die Terrassen, Häuser und Tempel. Nach 3 Monaten kamen dann die nächsten und so wechselten sich die Arbeiter ab.
Die Terrassen: um in den Bergen die notwendigen Lebensmittel anpflanzen zu können bauten die Inkas Terrassen. Dazu schichteten sie am Hang zuerst Granitsteine die sie aus dem Berg hauten, darauf Kiesel und Sand vom Fluss, darauf eine Schicht Erde und stabilisierten die Terrasse mit einer Steinmauer.
Häuser & Tempel: schon an den Steinen kann man erkennen, ob das Gebäude ein einfaches Wohnhaus oder eine religiöse Stätte war. Für die Tempel wurden viel feiner bearbeitete Steine verwendet, die so passgenau angefertigt wurden, dass sie ohne Mörtel aufeinander hielten. Wegen der Stabilität wurden die Hauswände außerdem nicht senkrecht sondern leicht schräg gebaut, sodass die Häuser unten breiter sind als oben.
Die Steine: generell verwendeten die Inkas nur Steine des eigenen Berges für den Häuserbau. Für das zerkleinern der riesigen Felsen hatten sie eine besondere Technik: Die Granitfelsen haben von Natur aus meist kleine Risse und Fissuren. An diesen hauten sie in regelmäßigem Abstand mit einem Meisel aus härterem Stein Löcher in welche sie trockene Äste steckten. Anschließend übergossen sie das Holz mit Wasser, so dass diese mit der Zeit aufquollen und so den Stein auseinandersprengten.
Glaube der Inkas: die Inkas hatten ein großes Interesse in der Erforschung des Sonnensystems und der Sterne. Um Sternbewegungen exakt beobachten zu können hatten sie unter anderem Wasserbecken auf dem Boden um somit die Spiegelungen zu studieren und nicht direkt in den Himmel zu schauen. Sie bauten unglaublich präzise Fenster in ihre Tempel ein, die am 21.6. und 21.12. einen besonderen Lichteinfall hervorrufen. Außerdem verehrten sie Erde, Wasser, Sonne etc. wie Götter. Wichtig dabei war, dass alles seinen Partner hat. So hat die Mutter Erde (Pacha Mama) ihr Komplementär in dem männlichen Wasser, die männliche Sonne hat den weiblichen Mond als "Partner" etc. Jedes Paar ist aufeinander angewiesen und ergänzt sich gegenseitig.
Partnersuche: die Inkas hatten, im Gegensatz zu machen anderen Völkern eine ziemlich moderne Regelung zur Partnersuche. Hatte sich ein Paar gefunden und verliebt, so musste dieses erstmal ein Jahr lang probeweise zusammenleben um zu testen, ob das Zusammensein überhaupt funktioniert. Lief alles gut, so wurde nach diesem Jahr geheiratet, diese Bindung war dann jedoch für immer. Merkte das Paar, dass es doch nicht so recht zueinander passt, so mussten sie sich trennen. Beide mussten das Dorf verlassen und in ein anderes Dorf ziehen, um sicherzustellen, dass sie sich nie wieder über den Weg laufen.
Der Sonnengruß: auch eine ziemlich coole Tradition der Inkas. Sobald die Sonne aufging und die warmen Strahlen den Menschen ins Gesicht fielen, wurde alle Arbeit stehen und liegen gelassen, um erstmal ein paar Minuten mit zur Sonne gerichteten, geöffneten Handflächen, Energie für den Tag zu tanken.
Unser Guide erzählte uns noch viele weitere interessante Fakten, die wir uns leider auch nicht alle merken konnten. Jedoch merkten wir schnell, dass die Inkas eine ausgesprochen fortschrittliche, für Mensch und Umwelt angenehme Lebensweise hatten. Sie müssen ziemlich ausgeglichene, geduldige, gewissenhafte und intelligente Menschen gewesen sein, was das MachuPicchu Dorf beweist. Allein, dass die meisten der Häuser noch immer stehen da die Steine wegen der peniblen Arbeit stabil aufeinanderliegen. Oder, dass das Wassersystem, dass sie vor etwa 600 Jahren gebaut hat auch heute noch einwandfrei funktioniert.

Und wenn ihr selbst mal zum MachuPicchu wollt: direkt nebenan gibt es ein Hotel, wo man für 1000-8000USD die Nacht wohl gut unterkommen kann (das entspricht fast unserem Reisebudget für ein Jahr).

Nach unserer Tour mit dem Guide bestiegen wir noch den MontañaMachuPicchu. Bzw. da die Stufen teilweise sehr krumm waren und der Abgrund extrem tief, drehten wir Mädels nach der Hälfte um und setzten uns in die Sonne. Kurz vor 5 machten wir uns an den Abstieg und plumpsten nach einer warmen Dusche im Hostel müde ins Bett.
Wir schlenderten noch ein bisschen über den Kunsthandwerksmarkt in AguasCalientes und gönnten uns zum Mittagessen eine peruanische Spezialität: Alpaca Steak. Da wir uns jedoch im Sparurlaub befinden teilten wir uns eine Portion. So bekam jeder einen Löffel Reis, 1 Pommes und ein Viertel Alpaca Fleisch. Lecker wars! Auf dem Rückweg zu Alfonso folgte uns die ganze Zeit ein kleiner Straßenhund der die Nacht sogar unter Alfonso schlief. Es war wirklich schwer seinem Hundeblick zu widerstehen und ihn nicht mitzunehmen, aber man muss ja auch mal vernünftig sein. Also gaben wir ein paar Touristen die wieder zurück liefen ein paar Leckerlies um ihn mit zu locken.
Wir pflückten auf dem Weg noch ein paar Avocados die am Rand der Schienen wuchsen und plumpsten mit schweren Beinen ins Bett.

Cusco& Jills Geburtstag
Etwa 2 Stunden vor Cuscoparkten wir für die Nacht, denn diezwei Franzosen, die wir mitgenommen hatten schwärmten uns von dem Kunsthandwerk-Markt in Pisaq vor. Da Jill am nächsten Tag Geburtstag hatte bereiteten wir am Abend Teig für frisches Brot und leckere Schokobrownies vor. Wir stießen schonmal mit einem Gläschen Rum auf sie an, sangen ihr um 12 aus dem Bett ein Geburtstagslied und am Morgen gabs dann ein super leckeres Frühstück mit Geburtstagsbrownies. Der Markt hielt was er versprach und wir schlenderten bestimmt 3 Stunden durch die Stände. Gegen Mittag kamen wir dann in Cusco an, stellten Alfonso bei einer Tankstelle ab und machten uns auf zur Stadterkundung. Am Abend aßen wir in einem kleinen, süßen Restaurant das peruanische Menü: eine etwas eigenartige Rindersuppe zur Vorspeise, als Hauptgang "LomoSaltado" (klein geschnetzelte Rinderlende mit Tomaten Zwiebelsauce, Pommes und Reis) und dazu einen leckeren Maracuja Saft. Um noch richtig auf Jills Geburtstag anzustoßen gingen wir in eine Bar, tranken Cocktails, spielten Jenga und sangen lautstark zu der 90er Musik mit.
Cusco ist eine wirklich schöne Stadt, die uns allen direkt richtig gut gefallen hat! Eine schöne Altstadt, bei der man noch genau erkennen kann welche Mauern Inka-Überbleibsel sind und welche von den Spaniern darauf gebaut wurden. Dazu riesige Märkte, Künstlerviertel, zahlreichen Bars und Hostels und all das eingerahmt von einem traumhaften Bergpanorama.Es existieren noch viele  Mauern der Inkas, die man genau von denen der Spaniern darübergebaut

Der Titicacasee bei Puno
Auf unserer Weiterfahrt nach Puno nahmen wir eine ältere Frau mit, die in einem kleinen Dorf wohnte und ihren Sohn in der Stadt, wo er studierte, besuchen wollte. Sie hatte insg. 7 Kinder und ernährte sich und ihre Familie von der Produktion von Milch und Käse, was jedoch kaum zum Überleben reicht, wie sie uns erzählte. Schon oft haben wir uns gefragt, wie manche Familien zu Geld kommen, die teilweise richtig abgelegen wohnen und nur von einem kleinen Stück Land oder ein paar Tieren leben. Wie wir mitbekommen haben, ernähren sie sich zum Großteil von dem was sie selbst produzieren und verkaufen ein kleines bisschen davon.

In Puno angekommen fragten wir am Hafen nach einer Tour zu den schwimmenden Inseln und trafen dabei Felix. Er ist 60 Jahre alt und lebt mit seiner 100 jährigen Mutter und 2 seiner 5 Kinder auf einer der Inseln. Mit seinem kleinen Boot nimmt er immer wieder Touristen mit, um ihnen sein Zuhause und das Leben der insg. 2000 Inselbewohner zu zeigen.
Außerdem erklärte er uns ein paar Details zu den "Islasflotantes": Gebaut werden diese aus den schilfähnlichen Wasserpflanzen, die in Ufernähe auf dem See wachsen. Die Grundlage der Inseln sind die schwimmenden Wurzeln der Pflanze. Darauf werden in mehreren Schichten Schilfrohre gestapelt. Da die Rohre von unten nass werden und verrotten, muss alle 15 Tage eine neue Schicht obendrauf gelegt werden. Das dauert je nach Größe der Insel ca. 1 Woche. Insgesamt kann eine Insel ca. 40 Jahre genutzt werden, dann müssen die Bewohner sich eine neue bauen, was 8 – 12 Monate dauert. Auch die Häuser und Boote werden aus dieser Pflanze gebaut. Des Weiteren wird sie als Brennmaterial zum Kochen verwendet und man kann einen Teil davon sogar essen – ein Allrounder also. Es gibt ca. 80 Inseln auf denen insg. 2000 Menschen des Volkes Uro leben. Vor 1 Jahr hat die Regierung jedem Haushalt eine kleine Solaranlage für Strom geschenkt, da die trockenen Inseln, wenn eine Kerze umfällt, schnell abbrennen. Außerdem gibt es inzwischen auch eine Schule und einen Arzt auf den Inseln. Und wenn man mal aufs Klo muss, gibt es eine extra Toiletteninsel zu der man dann erst mit dem Boot hin rudern muss – da darf's nicht dringend sein.
Vor 600 Jahren mussten die Uros vor den Inkas flüchten und zogen sich auf ihre Boote zurück. Viele Jahre lebten sie ausschließlich auf diesen Booten, bis sie anfingen die schwimmenden Inseln zu bauen, die auch tatsächlich mit der Strömung wanderten. Heute sind die Inseln verankert, damit die Bewohner nicht eines Morgens in Bolivien aufwachen. Auch heute leben viele der Familien komplett ohne Geld und bekommen alles was sie benötigen durch Tauschhandel mit Fisch am Land. Jeden Sonntag gibt es dafür extra einen Markt in Puno.
Auf der Hauptinsel aßen wir noch leckeres Ceviche(roher Fisch mit Zitronensaft, Salz, Zwiebeln und Chilli).
bevor es zurück an Land ging.
Zum Abschluss erzählte Felix uns noch ein paar Geschichten über Kondore die sich nachts zu Menschen verwandeln und warnte uns Mädels deshalb uns nachts zu verlieben.

Am Abend wurden wir, und ein Kanadier mit seinem Camper der neben uns geparkt hatte, spontan von einer peruanischen Familie eingeladen. Diesmal lernten wir die Oberschicht kennen. Die Familie (Mutter, Vater, Tochter) hatten ein richtiges Anwesen. Da die Tochter gerne schwamm, bekam sie zu ihrem 3. Geburtstag einen Indoor-Pool geschenkt. Und da die Eltern nicht viel vom peruanischen Schulsystem hielten, haben sie für sie eine Privatschule gegründet. Für die Jahre in der Sekundarschule bekommt sie Hausunterricht.
Die Familie, und vor allem der Opa der gerade zu Besuch war, waren wirklich total freundlich. Sie luden uns ein mit ihnen vor dem warmem Kamin zu sitzen, gaben uns Tee mit Schuss und unzählige Knabbereien, denn draußen war es richtig kalt. Wir spielten verschiedene Spiele, bekamen ein Panflöten Konzert vom Vater und die Frauen tanzten für uns den typischen Volkstanz. Am nächsten Tag durften wir die Dusche nutzen, Wäsche waschen und zum Abschied aßen wir gemeinsam zu Mittag.

Arequipa und derCañonde Colca
Anschließend fuhren wir wieder Richtung Westen zum "Cañon deColca". Als es dunkel wurde fanden wir einen Schlafplatz an einer Lagune. Als wir aufwachten standen einige Vicuña Herden um Alfonso und schauten uns ganz gespannt an. Also Lana rauskam fühlten sie sich bedroht und quietschten wie Quietscheenten. Im Hintergrund sah man die Lagune auf der sich die Flamingos tummelten. Vor dem Frühstück machten wir unter Jills Anleitung eine kleine Yoga Sessionund dann gab's Pfannkuchen mit Karamellcreme und Blick auf die kleinen, süßen Vicuñas.
Als ein Fischer mit frisch gefangenen Forellen der Lagune vorbeikam, kauften wir uns ein paar und machten zum Mittagessen leckeres Ceviche. Bei einem kleinen Spaziergang zum See konnten wir die Flamingos noch von Nahem bewundern und etwas weiter versteckte sich zwischen den Felsen eine Chinchilla Familie.

Am Nachmittag fuhren wir weiter zum Nationalpark "Cañonde Colca", wo die riesigen Kondore zuhause sind. Wir wollten abends in den Park fahren, da wir hörten, dass man nur morgens Eintritt zahlen muss. Also fuhren wir bis in die Nacht, und übersahen dabei wohl ein "Umleitung" Schild. Wir wunderten uns schon, dass die Straße plötzlich so schmal und holprig wurde und dass teilweise riesige Steine auf dem Weg lagen. Schließlich kamen wir an eine Stelle, bei der fast schon eine Stufe bergab überwunden werden musste. Wir schauten die Straße ein paar Meter weiter an und die sah gut aus, also fuhren wir vorsichtig, leicht rutschend und ziemlich wackelnd nach unten. Etwa 200 Meter weiter kam dann jedoch eine noch viel größere Stufe und diesmal bergauf. Das konnte Alfonso niemals schaffen! Also wollten wir umdrehen und merkten schnell, dass Alfonso auch den Rückweg nicht ohne Hilfe schaffte. Wir stiegen allesamt aus und begannen den erdig, rutschigen Weg mit größeren Steinen und Brettern auszulegen um Alfonso eine kleine Rampe zu bauen. Wir brauchten insg. 5 Anläufe und hatten am Ende fast schon eine kleine Steinstraße gebaut, dann brachte Flo Alfonso mit viel Schwung und Glück den Berg hinauf. Uns fiel ein riesen Stein vom Herzen und wir fuhren noch die letzten Meter bis zum "Miradorel Cruz del Condor" wo wir übernachteten.

Am Morgen wurden wir für den Aufwand, hier her zu fahren, gut belohnt. Schon nach kurzem Warten sah man den ersten Kondor durch das Tal gleiten. Mit jeder Minute stiegen die Vögel höher und schon bald flogen sie keine 5 Meter vor unseren Nasen durch die Luft und kreisten dicht über unseren Köpfen. Als immer mehr Touristen kamen, zogen wir uns zurück und frühstückten vor Alfonso in der Sonne.

Anschließend machten wir uns auf den Weg nach Arequipa, unser letzter gemeinsamer Stopp mit den Mädels. In einem kleinen Dorf kauften wir noch etwas Obst und Gemüse fürs Abendessen und etwas weiter hinten im Laden lag ein komplettes, gehäutetes Alpaca. Für 2,70 das Kilo schlugen wir natürlich zu, denn  das Fleisch ist wirklich lecker. Kurz vor Arequipa suchten wir einen Schlafplatz, machten ein Lagerfeuer und aßen Avocadonudeln und dazu das Alpaca Steak.

Nach einem ausgedehnten Frühstück mit Kaiserschmarrn und Schokofondue fuhren wir in die Stadt. Die Mädels kauften sich ihr Busticket nach Lima und anschließend spazierten wir durch die schöne Altstadt.Für unseren letzten gemeinsamen Abend hatten wir etwas Besonderes geplant: wir wollten gemeinsam Cuy (Meerschweinchen) essen. Im Restaurant angekommen bestellten wir uns ein Cuy zu viert (kostet schließlich 40Soles was etwa 11€ sind). Außerdem fanden wir auf dem Nachbartisch noch ein volles Schälchen Knabbereien, die die Gäste hatten stehen lassen. Die Vorspeise war also auch gesichert. Anna und Jill aßen mutig ihr Viertel und Anna traute sich sogar an den Kopf und verspeiste Bäckchen und Augen. Für Lana nahmen wir die Knochen mit und auch der Rest der leckerenChillisauce wurde eingepackt. 'Zahlt isch!
Wir tranken noch eine Flasche Wein in Alfonso und stießen auf die wirklich tollen 3 Wochen an, die viel zu schnell vergangen sind.
Am nächsten Morgen packten die Mädels ihre Rucksäcke, wir frühstückten gemütlich und brachten sie anschließend zum Bahnhof. Jill will nun noch 6 Wochen durch Ecuador und Kolumbien reisen, bevor sie ihren ersten Job anfängt und Anna muss schon nach den 3 Wochen mit uns wieder zurück an die Arbeit.

Als die Beiden weg waren hatten wir erstmal Organisatorisches zu tun: Eine Verkaufsanzeige für Alfonso online stellen, ein paar kleine Alfonso – Wehwehchen reparieren und den Propantank auffüllen. Zwischendurch machten wir mit dem leckeren Edeka-Bergkäse Käsespätzle und verabschiedeten uns dann auch schon von Peru. Am Sonntag fuhren wir die komplette Strecke von Arequipa bis über die Grenze nach Bolivien.
Die knapp 1 ½ Monate in Peru vergingen wie im Flug und waren, wie der Rest der Reise, einfach nur voller wunderbarer Erlebnisse.


Nun sitzen wir in La Paz und sind dabei Alfonso für den Verkauf aufzupimpen: neue Keilriemen, gesäuberte Zündkerzen, neuer Luftfilter…Und die erste Kaufanfrage kam auch schon. Langsam wird’s ernst!